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Wettlauf mit der nächsten Flüchtlingswelle

■ Für Ruanda bekommt die UNO mal wieder keine Soldaten zusammen, die Franzosen ziehen ab, die Menschen fliehen nach Zaire und Burundi

Goma (AFP/taz) – Seit Wochen weiß die internationale Öffentlichkeit, daß die Hutu im französisch kontrollierten Südwesten von Ruanda Angst vor der jetzt regierenden RPF haben und nach Zaire fliehen wollen. Doch der Abzug der französischen Truppen, angekündigt für den 22. August, rückt immer näher, ohne daß die UNO ein ausreichendes Kontingent zustande brächte, um die Truppen zu ersetzen. Und noch am Samstag bekräftigte Alain Rambeau, der französische Oberstleutnant, man werde den geplanten Abzugstermin einhalten. Seither überqueren wieder mehr Hutu die Grenzbrücke ins zairische Bukavu, wo jetzt schon 300.000 Flüchtlinge unter elenden Bedingungen leben. Emery Brusset vom UNO-Amt für Nothilfe in Kigali sagte, man könne noch von Glück reden, wenn nur eine Million Menschen in dieser Woche die Grenze nach Zaire überquerten.

Gestern berichtete BBC, zwar seien mehr Menschen auf der Flucht, aber noch lange nicht so viele wie im Juli. Ein Sprecher der Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières (MSF) sagte dagegen, die Flüchtlinge näherten sich offenbar der Grenze, ohne diese schon zu überschreiten. Der MSF-Koordinator hatte am vergangenen Freitag noch von einem „massiven Exodus“ berichtet. UNHCR-Sprecher Panos Moumtzis zufolge verhärten sich in den Flüchtlingslagern die Fronten zwischen Befürwortern und Gegnern einer Rückkehr. Am Samstag versicherten mehrere ruandische Minister in Kibungo vor Tausenden Menschen, daß RPF-Einheiten alle Bürger beschützten. Am gleichen Tag wurden bei Goma unter zunächst ungeklärten Umständen vier Ruander getötet.

In Burundi treffen täglich etwa 2.000 ruandische Flüchtlinge ein. In der Nacht zum Sonntag wurden bei einem Anschlag im Norden des Landes ein Mitarbeiter des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) getötet und fünf Burundier verletzt. Morgen soll sich ein Gipfeltreffen im tansanischen Arusha mit der Lage in Burundi befassen. Das UNHCR und Médecins Sans Frontières erklärten gestern im nordburundischen Ngozi, die in Burundi eintreffenden Flüchtlinge berichteten von Übergriffen gegen Hutu. Vor drei Wochen seien hundert Flüchtlinge erschossen worden.

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