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Meine erste Platte (Folge 12)

Ein Geheimnis ist gelüftet: Warum Karoline Linnert Fraktionssprecherin der Grünen wurde, liegt wahrscheinlich an ihrer ersten Platte. Schon die achtjährige Karoline schärfte beim Betrachten der crème de la crème ihren Blick aus der Perspektive des Souterrain – oder war es de Soucerin? Na, jedenfalls wird so ausgesprochen, was der Held, Zwerg Nase, pastet- und majestätlich köcheln sollte. Karoline hilft den verschwommenen Erinnerungen auf die Sprünge: Zwerg Nase war ein Königssohn, der ob seines ungebührlichen Verhaltens mittels des Kräutleins –Nies mit Lust' in einen Zwerg verwandelt wurde. Bevor dieser Zauber am Ende der Geschichte wieder gelöst wird, verdingt sich Zwerg Nase als Koch – mit allerdings geringem Erfolg: „Die Pastete ist wohl gelungen, doch es fehlt das Kräutlein –Nies mit Lust', das man hierzulande wohl nicht kennt. Aber das habe ich mir schon gedacht, de Soucerin ist es auf jeden Fall nicht,“ deklamiert Karoline, einen meckernden Gourmet zitierend. Und jetzt die Reaktion des Königs: „Was? Der elende Zwerg, das wagt er mir anzutun! Ich gebe ihm drei Tage Zeit, das Kräutlein zu besorgen. Sonst muß er sterben!“

Karoline Linnert legt eine dramaturgisch geschickte Pause ein. Sie könnte noch mehr, kein Zweifel. Da hilft nur noch Ablenken! Aha, von der Patentante hat sie die Platte und hunderte von Malen gehört. Bis zu welchem Alter? „Die würde ich heute noch hören, aber ich habe drei Geschwister, und einer davon ist mit meiner Lieblingsplatte durchgebrannt.“ Der Verlustschmerz konnte auch durch den ersten selbständigen Kauf, zu dem sich Karoline mit 18 entschloß, nicht wettgemacht werden: „Paranoid“ von Black Sabbath. „Völlig durchgeknallt“, bestätigt Karoline Linnert, aber keine Alternative zu Zwerg Nase. Sagt's und hebt noch einmal an ...

dah / Foto: Tristan Vankann

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