: Castor bleibt stehen
■ Schröder und Töpfer suchen Energiekonsens / Noch kein Termin für Brennelementetransport nach Gorleben
Bonn (AP) – Eine Stunde lang sprachen die erprobten Kontrahenten in Bonn miteinander. Stoff genug lag vor. Denn auch Bundesumweltminsier Klaus Töpfer hat den Pannenbericht des TÜV über die Beladung des Castor-Behälters gelesen, der in Philippsburg zur Abfahrt nach Gorleben bereit steht. Nichts paßte zusammen. Töpfer sagte gestern dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Schröder zu, er wolle „sorgfältig“ und „ohne Zeitdruck“ die Sicherheit des Behälters überprüfen. So etwas dauert auch in Bonn länger. Es sei daher weder möglich noch sinnvoll, einen konkreten Termin für diesen Transport zu nennen, sagte Töpfer.
Ein Teilerfolg für Schröder, der mit einer für den 3. September angekündigten Großdemonstration der Gorlebenbesetzer im Rücken hoch pokern kann. Er drohte noch einmal damit, die geplanten Gespräche über einen bundesdeutschen Energiekonsens platzen zu lassen, falls die radioaktive Fracht aus Baden-Württemberg tatsächlich in Gorleben eingelagert werden sollte.
Nach wie vor bestünden aber grundsätzliche Meinungsunterschiede zwischen ihm und Töpfer in dieser Frage, sagte Schröder. Es habe in diesem Punkt „keine Annäherung der Standpunkte“ gegeben. Ersatzweise wandte sich Schröder an die Betreiber des AKWs Philippsburg. Sie möchten doch bitte die Brennelemente wieder in die Abklingbecken zurückbefördern, bis die sicherheitstechnischen und rechtlichen Fragen geklärt seien.
Nach Gorleben müßten die Abfälle auch dann nicht gefahren werden. Schröder möchte die Zwischenlagerung von abgebrannten Brennelementen in anderen Bundesländern „dezentralisieren“.
Aus der „Sicht der Bundesaufsicht“ steht nach den Worten Töpfers, der sich mit einer eigenen Erklärung an die Presse wandte, aber fest, daß das Zwischenlager in Gorleben für die langfristige Zwischenlagerung abgebrannter Brennelemente zu nutzen sei. Die Einlagerung von Brennelementen aus Philippsburg sei im übrigen keine demonstrative Einzelaktion, sondern der Beginn der kontinuierlichen Nutzung des dafür vorgesehenen und genehmigten Zwischenlagers, sagt Töpfer. Die langfristige Zwischenlagerung sei notwendig geworden, weil neben der Wiederaufarbeitung auch die direkte Endlagerung als Entsorgungsnachweis gesetzlich anerkannt sei.
Neue Energiekonsensrunden wünscht aber auch Töpfer, und Schröder sagte, er sei „gesprächsbereit“ – mit Rückendeckung der eigenen Partei. Das SPD-Präsidium hatte am Montag noch einmal beschlossen, aus der Kernenergie auszusteigen.
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