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Das Rad zweimal erfinden

■ betr.: „Schnittiger Eigenbau“, taz vom 6.8.94

Warum mußten sie das Rad noch einmal erfinden, die zwei von der Blaupause? Antwort: Weil erst heute (nach den wild bewegten Achtzigern, als die Designer – meist blau – mal eben in der Pause ihre genialischen Möbel zimmerten) die jungen Designer und Denker Konzepte ersinnen: total neue, versteht sich, wie eben das Do-it- yourself-Konzept fürs Designermöbel. Nur schade, daß „Blaupause“-Design bis in die Argumentation hinein selbst die Blaupause eines Kunstflug-Konzepts aus jener ach so konzeptarmen grauen Vorzeit ist.

Zehn lange Jahre ist es her, als der Do-it-yourself-Schnittmusterbogen auf der Ausstellung „Design ist Kult“ das erste Mal gezeigt wurde. Dort von dem Berliner Designhistoriker Christian Borngräber entdeckt, wurde der Kunstflug- Bogen umgehend in seine Sammlung des neuen deutschen Design aufgenommen. Seitdem in kleiner Auflage gedruckt und mehrfach präsentiert, wurde er verschiedentlich publiziert (unter anderem 1986: Kunstforum, Band 82, Über das Deutsche Avantgarde Design, und 1989 im Stern unter dem Titel „Die Billig-Designer kommen“).

Wie meinten doch die blauen Jungs: „Unerlaubtes Kopieren ist strafbar und schadet den Designern (...) only a Blaupause is the Originalkopie.“ Vor so viel sprachlicher Wucht verstummt der Briefschreiber und legt eine blaue Pause ein, faßt sich wieder und wünscht den beiden viel Glück beim Konzepte-Basteln. Hardy Fischer, Mitglied

der Gruppe Kunstflug, Professor

für Produktgestaltung an der

Universität Kassel

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