: Flucht aus Ruandas Sicherheitszone
■ Franzosen übergeben ersten Sektor an die UNO-Truppen / Abzug bis Montag
Gikongoro/Paris (AFP) – Französische Soldaten der „Operation Türkis“ haben gestern den ersten Teil der humanitären Sicherheitszone im Südwesten Ruandas an die UN-Truppen (Unamir) übergeben und damit die letzte Phase des französischen Truppenabzugs eingeleitet. Oberstleutnant Erik de Stabenrath übergab die Befehlsgewalt über Gikongoro an seinen ghanaischen Nachfolger, Oberstleutnant Joseph Narh Adinkrah. Gikongoro ist einer der drei Sektoren der Sicherheitszone. Bis Montag sollen die letzten der rund 800 Franzosen das Land verlassen haben.
Am Vormittag verließen 130 französische Infanteristen Gikongoro in Richtung Bukavu in Zaire, wo sie auf ihren endgültigen Rückzug am Sonntag warten. Die Sicherheit der rund eine Million Menschen im Gebiet von Gikongoro, von denen mehr als 500.000 Flüchtlinge sind, werden künftig die 600 in dem Sektor stationierten ghanaischen UN-Soldaten übernehmen. In den nächsten Tagen sollen sie durch 200 zusätzliche Soldaten unterstützt werden. Bereits vor zwei Wochen war mit den Vorbereitungen für den Abzug der französischen Soldaten begonnen werden. Nach Angaben von Stabenrath verlassen täglich 3.000 Ruander die Sicherheitszone. Ein Teil fliehe nach Zaire, die anderen kehrten in ihre Dörfer zurück.
Demgegenüber gab das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) gestern bekannt, angesichts des französischen Rückzugs seien mindestens 30.000 Ruander auf der Flucht aus der Sicherheitszone nach Zaire. IKRK- Sprecherin Nina Windquist sagte in Bukavu, auf den Straßen in Richtung Zaire wurden auf jedem Kilometer zwischen 250 und 300 Menschen gezählt. Die größten Flüchtlingsströme seien auf den Strecken Gikongoro–Cynangugu und Kibuye–Cynangugu beobachtet worden. Die Menschen durchquerten die Sicherheitszone in Richtung Grenze. Cynangugu liegt an der Grenze zu Zaire. Ein AFP- Korrespondent vor Ort berichtete, die Flüchtlingsströme seien bis zu 50 Kilometer lang.
Die überwiegend der Hutu- Mehrheit angehörenden Menschen befürchten nach dem Abzug der Franzosen Übergriffe der Patriotischen Front Ruandas (RPF). Unamir-Sprecher Jean-Guy Plante bestätigte die Flüchtlingsbewegungen, es handele sich seinen Angaben zufolge jedoch um „einige tausend, nicht um Hunderttausende“.
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