piwik no script img

Sitzen auf nachwachsenden Sofas

■ Umweltbewußt und keimfrei: Öko-Sofas aus Stroh

Wolfgang Schlüter läßt seine Kunden sitzen – umweltbewußt auf Stroh. Sein Polstermöbelunternehmen, das seit 1892 im niedersächsischen Stadthagen ansässig ist, baut seit zwei Jahren Sofas aus nachwachsenden Rohstoffen. Auslöser dafür waren neben ökologischen Gesichtspunkten auch harte wirtschaftliche Gründe: Der Konkurrenzkampf wurde, auch durch Produktionsverlagerungen nach Osteuropa, immer härter..

Der 51jährige Schlüter und seine 120 Beschäftigten polstern mit Roggenstroh und fertigen die Gestelle aus heimischer Buche. Schafwolle dient als Polsterabdeckung, die Kissen sind mit Federn gefüllt, außerdem werden Kautschuk, Latex und Flachs verarbeitet. Für den Bezug werden Stoffe aus ökologisch angebauter Baumwolle und Leinen bevorzugt, angeboten werden auch mit Erd- und Pflanzenfarben eingefärbte Bezüge. Das fertige Öko-Sofa sei etwa 20 Prozent teurer als die alten Modelle. Rund 25 dieser Sitzmöbel fertigt die Schlüter GmbH am Tag.

Bislang macht die „Farm House“ genannte Produktlinie erst fünf Millionen Mark des Gesamtumsatzes von 30 Millionen DM aus. Zu zwei Dritteln werden in Stadthagen noch herkömmliche Schlafsofas verkauft, doch gerade hier drücken Billigimporte die Preise. Das Unternehmen sei mitten im Umschichtungsprozeß, so Schlüter: „Zur Zeit trägt sich das Alte nicht mehr und das Neue noch nicht.“ Zudem ließen sich die Strohsofas von den bundesweit 150 Vertragshändlern nicht wie geschnitten Brot verkaufen, dem Endabnehmer müßten die Vorzüge erklärt werden. Das fange dabei an, daß sie nicht pieksen, weil das Stroh gepreßt und gesteppt werde. Auch seien die Alternativmodelle durch Erhitzen keim- und pollenfrei.

Künftig, so die Vision, werden langlebige Sofas aus nachwachsenden Rohstoffen die Modelle aus Polyurethanschäumen und Spanplatten ganz ersetzen, Verbundstoffe und Chemie sollen verschwinden. Durch den Austausch würden pro Sofa allein rund 26 Liter Rohöl eingespart. „Und was wird denn aus den herkömmlichen Dingern, wenn sie ausgedient haben?“, fragt Schlüter. In manchen Städten würden diese Sitzmöbel schon heute als Sondermüll behandelt und nur gegen Bezahlung entsorgt. Das Familienunternehmen läßt sich die Umstellung einiges kosten. Rund eine halbe Million DM wurden 1993 in die neue Kollektion investiert.Regina Weinrich, dpa

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen