: Biosphäre II wird für die Wissenschaft geöffnet
■ „Bionauten“ verlassen Miniwelt vorzeitig / Das Projekt wird neu konzipiert
Oracle/Berlin (dpa/taz) – Der texanische Milliardär Edward Bass will sein ebenso ehrgeiziges wie umstrittenes ökologisches Projekt Biosphäre II in der Wüste des US- Bundesstaates Arizona der allgemeinen Wissenschaft öffnen. Die Projektleitung gab in Oracle bei Tucson bekannt, daß eine gemeinsame Forschungsgruppe mit der Columbia-Universität ein langfristiges Konzept entwickeln und in Zusammenarbeit mit bedeutenden Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Laboratorien ein Forschungsinstitut aufbauen soll.
Biosphäre II ist eine riesige, 1,3 Hektar große Glashauskonstruktion. In dieser nachgebauten Miniwelt mit verschiedensten Vegetationsformen wie Regenwald, Ackerland, Savanne und Ozean sollte bewiesen werden, daß Menschen auch in einem abgeschlossenen System ökologisch-autark überleben können. Mit dem High- Tech-Projekt sollte unter anderem auch erforscht werden, unter welchen Bedingungen eine Ansiedlung von Menschen auf fremden Planeten möglich ist.
Eine erste Gruppe von acht Bewohnern, vier Männer und vier Frauen, verließ das 150 Millionen Dollar teure Glashaus im vergangenen September, nachdem sie zwei Jahre fast vollständig isoliert verbracht hatte. Das Ziel, ohne Unterstützung von außen zu leben, konnte nicht erreicht werden. So waren sie auf die Zufuhr von Lebensmitteln angewiesen. Zudem mußte mehrmals Sauerstoff in den Glasdom eingeführt werden.
Im März zog dann eine neue Mannschaft mit sieben Mitgliedern ein, darunter dem Deutschen Bernd Zabel aus München. Im Gegensatz zu der ersten Crew sollten die „Bionauten“ diesmal ein Jahr in der Glaskuppel bleiben. Kritiker bemängelten seit langem schon, daß die Forschungsarbeit wissenschaftlich nicht seriös sei. Im April geriet das Projekt durch einen Machtkampf im Management in eine Krise. Bass zog die Konsequenzen und entließ seine früheren Vertrauten und kündigte eine Reorganisation an.
Als Folge des neuen Plans werden die sieben Biosphärenbewohner schon Mitte September wieder ausziehen müssen. In einer Übergangsperiode von rund sieben Monaten soll die Anlage für Wissenschaftler und Ingenieure geöffnet werden, die spezielle Forschungsvorhaben entwickeln sollen. Die neue Forschungsmission soll nach den vorläufigen Plänen dann im Frühjahr 1995 beginnen. wlf
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