Eine Viertelstunde für Haß und Heß

Zum Ende der angekündigten „Rudolf-Heß-Gedenktage“ ist es am Sonntag den bundesdeutschen Neofaschisten doch noch gelungen – wie erst gestern offiziell bestätigt wurde - in Kaltenkirchen einen Aufmarsch zu veranstalten. Über 40 militante Neonazis versammelten sich danach in den frühen Morgenstunden in der Kleinstadt nördlich von Hamburg und skandierten Parolen: „Rudolf Heß – Märtyrer für Deutschland.“

Fast eine Woche lang war es den bundesdeutschen Sicherheitsbehörden gelungen, Neonazi-Aufmärsche zum Todestag des Hitler-Stellvertreters – der sich 1989 im Berliner Alliiertenknast Spandau erhängt hat – zu verhindern.

Am Sonntag morgen setzten die straff organisierten Neonazi-Kader dann zum Überraschungscoup an. In Pkws reisten sie nach Kaltenkirchen. Nach Augenzeugenberichten sollen sich sowohl die Chefs der Freiheitlichen Arbeiterpartei Deutschlands (FAP), Glenn und André Goertz, als auch andere bundesdeutsche Führungskader der Neonaziszene und Vertreter der „British National Party“ befunden haben.

Die Neonazis feierten den Auftritt gestern als großen Erfolg, und rühmten sich, „die einzige öffentliche Kundgebung zu Ehren“ Rudolf Heß veranstaltet zu habe. „Gegen 10.18 Uhr hatte eine Kradstreife den Aufmarsch bemerkt“, so ein Sprecher des Polizei-Lagedienst in Bad Segeberg: „Wir haben sofort starke Kräfte zusammengezogen.“ Als die ersten Einheiten 15 Minuten später in Kaltenkirchen eintrafen, so der Sprecher, „haben die ganz schnell ihre Sachen gepackt und sind getürmt.“ Peter Müller