: Agent 008 verspricht ein wachsames Auge
■ 9,5 Kilo Uran in Rußland sichergestellt
Berlin (dpa/AFP/AP) – Staatsminister Bernd Schmidbauer hat umfangreiche Kontrollen auf Flughäfen und dem Landweg angekündigt, um Plutonium-Schiebereien zu unterbinden. Diese Kontrollen wurden nach den Worten des Geheimdienstkoordinators auch mit Moskau vereinbart. Wie Schmidbauer mutmaßte, muß es Kontrollschwierigkeiten in Rußland geben. Offensichtlich sei es „kriminellen Elementen“ gelungen, in Forschungslabors oder auf Atom- Schrottplätzen Material abzuzweigen.
Der Staatsminister, amtsintern bisweilen „008“ genannt, bezog sich offenbar auf Berichte, nach denen russische Behörden 9,5 Kilogramm Uran sichergestellt haben. Wie die Nachrichtenagentur ITAR-Tass meldete, wurden in diesem Zusammenhang schon am Sonntag zwei Tatverdächtige festgenommen. Beim beschlagnahmten Material soll es sich um Uran 238 handeln, das aus dem früher geheimen Entwicklungszentrum für Atomwaffen Arsamas-16 stammt. Aus Uran 238 können keine Atomwaffen hergestellt werden.
Wie Schmidbauer weiter erklärte, gebe es im Augenblick „in den meisten Fällen einen reinen Anbietermarkt“. Von einer Atom- Mafia könne noch nicht gesprochen werden. Als potentielle Abnehmer geschmuggelten Plutoniums nannte der Staatsminister „Nordkorea bis in den libyschen Bereich“. Da auch in der Ukraine und in Kasachstan Nuklearmaterial lagere, müsse langfristig das Ziel sein, „ein generelles Plutonium-Regime“ zu installieren.
Die SPD lehnt trotz der jüngsten Fälle von Atomschmuggel eine Ausweitung der Aufgaben des Bundesnachrichtendienstes (BND) ab. Entsprechende Forderungen aus der Union wies Fraktionsgeschäftsführer Peter Struck zurück: „Die SPD wird auf den durchsichtigen Versuch der Dienste nicht hereinfallen, durch eigene Aktivitäten die Notwendigkeit von Kompetenzerweiterungen erst zu beweisen.“ wg.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen