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Mieser Anfang und böses Ende

■ Ungewohnte Töne bei St. Pauli / Spieler wollen gar mit dem Trainer sprechen

Selbstkritik sei der erste Schritt zur Besserung – ein Sinnspruch, der möglicherweise sogar schon bis zu den Spielern des FC St. Pauli durchgedrungen ist. „Die Gruppenbildung im Team muß aufhören“, forderte Mittelfeld-Motor Bernd Hollerbach jetzt nach einer Sitzung des Mannschaftsrates. Einzelne Spieler müßten „persönliche Eitelkeiten“ hintenanstellen, denn sonst, so die Erkenntnis, „droht ein böses Ende“.

Vor dem Spiel gegen Waldhof Mannheim am Montag abend im Wilhelm-Koch-Stadion ist den Kickern vom Kiez offenbar der Ernst der Lage bewußt geworden. Dem dürftigen torlosen Remis im Eröffnungsspiel gegen Wolfsburg folgte die katastrophale Vorstellung am Dienstag in Rostock: Das deutliche 0:3 gegen „die schlechteste Mannschaft, gegen die ich seit langem spielen mußte“, so ein wütender Hollerbach, hinterließ berechtigte Zweifel an der Zweitliga-Tauglichkeit der Millerntor-Mannen, die zum Saisonstart den Aufstieg in die 1. Liga als Klassenziel ausgegeben hatten.

Ein klärendes Gespräch mit dem neuen Trainer Uli Maslo soll jetzt helfen, die verfahrene Situation zu klären. Denn trotz des Viererketten-Debakels dürfte der Eichkorn-Nachfolger nicht zur Disposition stehen: Präsident, Mäzen und Millionenbürge Heinz Weisener läßt überall herumerzählen, daß eine Entlassung Maslos – und damit eine Abfindung aus seiner Privatschatulle – nicht in Frage komme.

Der „Schwarze Peter“ liegt bei der Mannschaft, und im Gegensatz zu früheren Situationen ist der dieser Umstand offenbar bewußt. Sogar „mit einer besseren Einstellung“ wollten sie in die nächsten Spiele gehen, sollen die Spieler auf ihrer Sitzung beschlossen haben. Ein Offenbarungseid, der überfällig war. Vielleicht aber noch rechtzeitig abgegeben wurde. smv

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