: Gnadenfrist für Kurden?
■ Abschiebestop wird vielleicht verlängert
Alle paar Monate beginnt für KurdInnen in Hamburg eine neue Zitterpartie: Wird der vom Senat verhängte Abschiebestop verlängert oder müssen sie bei ihrem nächsten Besuch in der Ausländerbehörde eine Abschiebung in die heimatlichen Bürgerkriegsregionen fürchten? Der derzeit in der Hansestadt gültige Abschiebestop läuft nur noch bis zum 31. August.
Aus diesem Grund appelliert Mahmut Erdam, grüner Listenkandidat für den Bundestag, nun an Hamburgs Innensenator Werner Hackmann, dem Beispiel Nordrhein-Westfalens zu folgen und die Frist zu verlängern. Das sei notwendig, so Erdam, da der türkische Staatspräsident Demirel in jüngerer Zeit offen erklärt habe, daß man die PKK (Kurdische Arbeiterpartei) und ihre Unterstützer wegen ihrer terroristischen Aktivitäten auch im Westen des Landes verstärkt bekämpfen müsse.
Bislang hat das Auswärtige Amt in Bonn immer erklärt, daß KurdInnen sich im Westen der Türkei unbehelligt aufhalten können, sie daher auch nach Ankara oder Istanbul abgeschoben werden könnten. Dieser Aussage widersprechen zahlreiche Menschenrechtsorganisationen (darunter auch amnesty international) heftig. Sie berichten, daß KurdInnen im gesamten Land verfolgt, verhaftet und gefoltert werden.
Die CDU-regierten Länder in Deutschland weigerten sich bislang aber trotzdem, einem bundeseinheitlichen Abschiebestop zuzustimmen. Daher existieren in den Bundesländern sehr unterschiedliche Anordnungen zu dieser Frage. Aus der Hamburger Innenbehörde war gestern zu hören, daß über eine Verlängerung des Abschiebstops noch nicht definitiv entschieden worden sei, man aber wahrscheinlich dem Beispiel Nordrhein Westfalens folgen werde. Das hieße, daß die Hamburger KurdInnen noch eine weitere Gnadenfrist für drei Monate erhalten würden. sako
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen