: „Reißt vor Berlin die Mauer nieder!“
■ Umweltinitiativen fordern Taten von den Regierungen
Genf (taz) – „Meine Generation muß mit Ihren Beschlüssen leben. Wie können Sie sich einfach zurücklehnen und darauf warten, daß jemand tut, was Sie tun müßten?“ Als jüngste Teilnehmerin der Genfer Klimaverhandlungen forderte gestern die 21jährige Berlinerin Angela Oels die Industriestaaten auf, beim Klimaschutz „endlich zu handeln“. Im Namen der Nichtregierungsorganisationen (NGO) aus den nördlichen Industriestaaten hatte die Bundesjugendsprecherin des BUND neben einer NGO-Vertreterin aus dem Süden vor den Delegierten der 160 Unterzeichnerstaaten der Klimakonvention ein Rederecht.
Oels warf den Industriestaaten- Regierungen „Phrasendrescherei und Gleichgültigkeit“ vor. Neben einer CO2-Reduktion von 20 Prozent bis zum Jahr 2000 (verglichen mit 1990) forderte Oels die Einführung von Energiesteuern, eine Kehrtwende in der EU-Verkehrspolitik sowie einen Schuldenerlaß für die Länder des Südens. Es scheine, daß „sich viele Regierungen und Delegierte in ökonomische Zwänge und nationalen Egoismus eingemauert“ hätten und glaubten, „sie hätten keinen Bewegungsspielraum“, kritisierte Oels und forderte die Delegierten auf: „Reißt die Mauern nieder, bevor ihr nach Berlin kommt!“ Wenn auf der Berliner Nachfolgekonferenz zu Rio „die Regierungschefs wieder nur heiße Luft produzieren und keine verbindliche Vereinbarung unterzeichnen“, werde sich die europäische Jugendumweltbewegung „Gehör verschaffen“. Für April 1995 ist bereits ein internationaler Gegenkongreß zu der Nachfolgekonferenz geplant. Am 15. Mai sollen weltweit „Klimaaktionstage“ stattfinden. Andreas Zumach
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen