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Es bedient Sie: Mr. Spock

■ „Beam me up!“ - Idee zum „spaßigen Einkaufen“ mit Space-Look in Viertel-Geschäften

Die Kassiererin bei Comet hat metallene Antennen auf dem Kopf und scheint einem Fantasy-Film entsprungen. Bei Cesar fliegen die Untertassen. Schuh Brand präsentiert Moonboots in allen Variationen. Und im Piano schlürfen obskure Figuren neon-brodelnde Cocktails. Schlecht geträumt? Zuviel Startrek-Filme geguckt? Nix, die Idee „Beam me up! - Ein Viertel Weltraum“ könnte bereits am 1. und 2. Oktober 1994 Wirklichkeit werden.

Die Idee wurde dort geboren, wo Utopien häufig ihre Ausgangsbasis haben: in einer Kneipe. Einige junge Geschäftsleute saßen galaktisch fröhlich zusammen und entdeckten ihre gemeinsame Liebe zum Weltall. „Wir gucken gerne diese Filme“, stellte Kristina Schmidt-Breitkopf vom Laden „Zeit“ am Ostertorsteinweg fest. Begeistert über den Einfall die Bummelmeile für ein Wochenende außerirdisch werden zu lassen, wurde eine Agentur damit beauftragt die Finanzierung zu klären. Denn daran hängt im Moment das ganze All.

Um die Atmosphäre mit Space-Vibrations zu füllen, genügen nicht nur VerkäuferInnen im Raumanzug, oder grüngefärbte Haare, finden die InitiatorInnen. Da soll ein Feuerwerk bunte Sterne übers kosmische Viertel werfen. Statt 99 wollen ganze 10.000 Luftballons ihre Reise ins All antreten. Auf einem „Space-Flohmarkt“ soll irdischer Krempel verkauft werden. Sogar die ohnehin schon außerirdisch wunderbaren Blaumeiers sind in den Vorüberlegungen einbezogen. In den Kneipen: Mega-Space-Laune. „Wir wollen hier eine Party feiern und in unserem multikulturellen Viertel Spaß rüberbringen“, sagt Thomas Brand vom Schuhaus Brand am Steintor.

Denn am Sonntag, dem 2. Oktober 1994 wird in der Bremer Innenstadt der „Tag der Deutschen“ gefeiert. „Marktplatz, Kultur, Geschäfte offen, jede Menge Staats,- und offizielle Gäste ... und im Viertel ist zu, bis auf die Demos der Autonomen oder so ...“, malt sich Martin Rzeppa (auch vom Zeit-Laden) in dem Info-Papier für die Geschäftsleute im Viertel aus. Offenbar ist Eigeninitiative der Händler gefragt. Obgleich der Senat auf die Forderungen der Interessengemeinschaft Wir im Viertel (IGV) eingegangen war. Und versprach finanzielle Hilfsmittel, um entstandene Einnahmensbußen durch die Baumaßnahmen bereitzustellen, ist bisher nichts passiert.

Das Geld könnte die Weltraum-Aktion ins Rollen bringen, überlegt Brand. Ihm sind auch Sponsoren jeder Art willkommen. So könnte doch die Raumfahrtfirma ERNO eine Rakete auf dem Ziegenmarkt stellen... oder man ließe anstelle der Luftballons 10.000 gespendete mit Helium gefüllte Präser des Ladens Billy Boy zum Planeten Genesis fliegen.

vivA

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