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Die Sonntagsrettung in Umzu

■ Ausflugsziele en gros: Das Buch „Gärten und Parks in Norddeutschland“ macht Lust aufs Bummeln außerhalb Bremens

In blühenden Bauerngärten sitzen und mit den Beinen baumeln, das Leben einfach genießen – wer möchte das nicht? Aber wer weiß schon immer, wo man sie findet, die schönsten Gärten in der Umgebung, wo BesucherInnen auch noch erwünscht sind? Für Park- und Pflanzenbegeisterte bietet sich nun ein Ausweg aus dem Informationsdefizit: Mit dem Nachschlagewerk des Hamburger Christians-Verlags „Gärten & Parks in Norddeutschland“ sind sie für die Zukunft gut gerüstet. Mehr noch, zum allgemeinen Wissensdurst nach beschaulicher Sehenswürdigkeit gesellt sich der große Hunger nach dem Sofort-Erlebnis: Man will den Duft des „Kameliengartens Fischer“ in Wingst augenblicklich schnuppern, durch den ökologischen Untersuchungsgarten in Stade schlendern oder sich mal wieder ganz klein fühlen – unter den großen Bäumen im „Ellerhooper Arboretrum“.

Schuld an der Explosion der Reiselust ist die appetitanregende Aufmachung des Buches: Den rund 80 Parks, die zwischen Ratzeburg und Zeven aufgeführt werden, sind kleinere schwarz-weiß Fotos wie schmackhafte Häppchen beigefügt – wir ahnen, das ist nur ein Vorgeschmack auf das wahre Erlebnis, jedenfalls ein Trost für trübere Tage. Die Strahlkraft ganzseitiger Farbfotos übertrifft das Leuchten natürlicher Gärten um Längen. Trotz aller Konventionalität macht das Buch aber nicht auf Kitsch oder Schöngeist: Ein wenig Vorfreude ist schließlich erlaubt – und ansonsten überwiegt sachliche Information.

Übersichtlich nach verschiedenen Gartentypen rubriziert, sind Rosarien, Apotheker- und Heidegärten, Steingärten, Klösterhöfe und Japananlagen ebenso wie historische Anlagen, Museumsdörfer, Tiergärten oder auch nur die gewöhnlichen Stadtparks. Letztere allerdings liegen zumeist im Hamburger Großraum. BremerInnen sollten wissen, daß ihre hiesigen Anlagen in der Sammlung nicht auftauchen: das Versprechen des Buchtitels, die norddeutsche Parklandschaft abzubilden, wird nicht gehalten. Neben Hamburg kommen nur besonders erwähnenswerte Orte in Schleswig-Holstein vor, Stade und Zeven liegen an der Parkgrenze nach Süden zu.

Dafür wird das Werk in der Auswahl der Gärten seinem Untertitel „Führer durch Kunst und Kultur“ ohne Abstriche gerecht: Neben einer Einführung über die allgemeine Entwicklung Hamburger Gärten, von der Renaissance bis zum Kleingarten, bleibt kein Park ohne einen Absatz zu seiner eigenen Geschichte. Daneben werden bedeutsame Bauten extra herausgehoben. Das ist mindestens so hilfreich wie die Rubrik „Was ist zu sehen“: Mit diesem Buch in der Hand wird niemand ahnungslos an der Attraktion eines Parks vorüberschlendern – oder ausgerechnet zur „falschen“ Jahreszeit anreisen. Und ebensowenig wie der „Geheimtip“ von der besten Besuchszeit im Jahr, fehlt der Café-Tip, die Bemerkung über den Kinderspielplatz und die Rollstuhltauglichkeit des Geländes – der nächste Sonntag ist schon mal gerettet. ede

Gärten & Parks in Norddeutschland, Christians-Verlag, 38 Mark

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