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Flüssiges Gespräch

■ betr.: „Ist Gott ein Frauenfeind?“, taz vom 30.8.94

„Das Weib in der Gemeinde schweige“, so soll's Paulus gesagt haben, zitieren Schwarzberobte allen Ortes ziemlich zusammenhangloses Zeug. Dieser Paulus soll auch noch gesagt haben: „Der Körper der Frau gehört dem Mann.“ Jetzt ist es perfekt, der Mann(!) ist erkannt: Ein Frauenfeind!

Leider wird immer wieder „vergessen“ zu zitieren, daß eben dieser Paulus so ziemlich im gleichen Atemzug gesagt haben soll „Der Körper des Mannes gehört der Frau“. Geht es noch gleichberechtigter? Eben genau diese Gleichberechtigung durchzieht gerade das Evangelium von Paulus. [...]

Wie (u.a.) bei Luise und Willy Schottroff nachzulesen ist, hatte Paulus alles andere im Sinn, als Frauen aus der christlichen Urgemeinde fernzuhalten. Nach der Bibelinterpretation der Schottroffs ging es Paulus um ein flüssiges Gespräch bei der Gemeindeversammlung, das nicht ständig von grundsätzlichen Verständnisfragen unterbrochen werden sollte. Da die gläubigen Christen meistens die Männer waren und die anwesenden HeidInnen (die frühchristlichen Gemeindeversammlungen waren offene Versammlungen) zumeist deren Angetraute, richtete Paulus seinen (ungeschickt[en] überlieferten?) Satz an die Frauen. Gezielt war dieser aber nicht gegen Frauen, sondern auf einen guten Ablauf der Gemeindeversammlung, wobei Verständnisfragen außerhalb dieser geklärt werden sollten. [...] Gerold Korbus, Oldenburg

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