Die Saftmaschine

■ „Juice“, ein neues Bremer Plattenlabel, will die Tekkno-Szene pushen/ Heute CD-Release-Party im „XL-Club“

Wie hätten Sie's denn nun gern? „Trance – denn Genuß zählt“? Oder: „Dance – denn Bewegung ist Zukunft?“ Gleichwie – das neue Bremer Plattenlabel „Juice“ bietet Verkaufslogans für jeden Geschmack an. Nur recht saftig müssen sie sein. Schließlich will man dem großen, ja: internationalen Publikum die Ohren wässrig machen. „Bremen ist ja eigentlich eher Teckno-Provinz“ sagt Mitmischer Ralf Pauli zwar bescheiden. Aber die großen Töne der Tekkno-Szene spuckt man doch schon. Und dabei sind die Bremer ebenso erfindungsreich wie beim Zusammenbasteln ihrer Klangschnipsel. „J.U.I.C.E.“, das buchstabiert sich nach der Firmenphilosophie wie folgt: „Join Us In Creating Ecstasy“.

Die Ekstase aber fand bisher vor allem in Bremer Wohn- und Jugendzimmern statt. Viele der „Juice“-Künstler, sagt Pauli, würden ihre Tanzproduktionen am heimischen Computer herstellen: „Mit 7000 Mark bist Du doch heute dabei“, für einen Sampler nebst DAT-Recorder z.B. – dann kann das Soundpuzzlespiel losgehen, ohne großes Studio. Hier einen Beat abkupfern, dort etwas Vogelgezwitscher verfremden, alles auf 140 Impulse pro Minute (und aufwärts) gebracht, die durchschnittliche Zitterfrequenz des Tekknotanzvolks. Die Glücklichen unter den Heimproduzenten durften ihre Arbeit schon mal in den einschlägigen Tanzschuppen der Stadt vorstellen. „Aber viele wußten auch gar nichts voneinander“, sagt Pauli. Das soll sich mit „Juice“ ändern.

Ein knappes Dutzend Tekknomusiker kam bei der ersten Produktion des Hauses, dem „HB Project“, zusammen. „Aus allen Ecken kommen auf einmal Leute an, die sowas machen“, sagt Mit-Initiator Michael Weisser. Er will die Szene mit dem neuen Label möglichst gut nach außen verkaufen. Ein schön geschlossenes Klangbild aber geben die Musiker, trotz der starken Werbesprüche, nicht ab. Deren Unterschiedlichkeit ist für Pauli vielmehr der Beweis, wie vielseitig Tekkno sein kann. „Das ist keine kurzlebige Mode, sondern eine Crossovermusik, in der man alles machen kann; du kannst ja selbst Klassik und Jazz reinmischen.“

Um die Bremer Mischung als was Besonderes zu verkaufen, braucht's also Slogans, und zwar dick auftragen, argumentieren Weisser und Pauli. Das wird allerdings zunehmend kniffliger: „Mega, hyper – was kann denn jetzt noch kommen?“ Pauli weiß es: „Jurassic!“ tom