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„Ein langer Weg“ zwischen Kuba und den USA

■ Zweites Treffen der Vertreter Kubas und der USA zur Flüchtlingskrise / Gespräche über Flüchtlinge, Fluchtgründe oder „Einwanderungsfragen“?

New York (dpa/afp) – Die USA und Kuba haben gestern in New York ihre am Donnerstag begonnenen Verhandlungen über die kubanischen Bootsflüchtlinge fortgesetzt. Außer allgemein-diplomatischen Formulierungen war nach dem ersten Gesprächstag jedoch noch nichts über mögliche Ergebnisse zu vernehmen. So bezeichnete der Sprecher der US-Delegation, David Johnson, die erste Runde der Verhandlungen als „ernsthaft und professionell“. Und Kubas Verhandlungsleiter Ricardo Alarcon sprach davon, daß noch „ein langer Weg“ zurückzulegen sei.

Die USA beharrren darauf, nur über Einwanderungsfragen zu sprechen. Kuba will das Treffen dagegen als ersten Schritt zu politischen Verhandlungen verstanden wissen, um den aus dem Kalten Krieg stammenden Konflikt beizulegen.

Johnsons Angaben zufolge erläuterte die US-Delegation die Einwanderungsgesetze und forderte, daß in den USA inhaftierte kubanische Flüchtlinge nach Kuba zurückgeschickt werden könnten. Der US-amerikanische Außenamtssprecher Michael McCurry teilte in Washington mit, unter den Bootsflüchtlingen seien auch erst vor kurzem freigelassene Häftlinge. Vor allem müsse herausgefunden werden, ob es sich um politische Häftlinge oder Kriminelle handele. Die USA wollen sicherstellen, daß die kubanischen Behörden nicht wie bei der Fluchtwelle von 1984 massenhaft Kriminelle freilassen, die dann nach Florida fliehen können.

Seit Anfang August hat die US- Küstenwache mehr als 21.000 Flüchtlinge aus Kuba aufgriffen, allein am Donnerstag waren es 1.454. Der frühere Außenminister wiederholte die Position der kubanischen Regierung, daß die „einzige wirkliche Lösung“ für das Flüchtlingsproblem die Aufhebung des US-Embargos gegen Kuba sei. Es sei zudem paradox, daß die USA von Kuba forderten, die Menschen an der Flucht zu hindern. Wenn die Regierung den Kubanern die Ausreise verbiete, werde dies als Menschenrechtsverletzung angeprangert. US-Fernsehsender zeigten am Donnerstag Bilder von den zuletzt angekommenen Flüchtlingen, auf denen mehrere Kleinkindern, Kranke und sehr alte Menschen zu sehen waren. Kubas Staatschef Fidel Castro hatte am Sonntag angekündigt, er wolle die Flucht von Kindern unter 15 Jahren verhindern.

Kubas Außenminister Roberto Robaina wurde gestern in Honduras erwartet. Honduras, das 1963 die diplomatischen Beziehungen zu Kuba abbrach, sagte der US- Regierung zu, bis zu 5.000 kubanische Flüchtlinge vorübergehend aufzunehmen.

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