: Raketen umgedreht
■ Chinas Präsident in Moskau
Moskau (AP) – Rußland und China richten künftig keine Atomraketen mehr aufeinander. Als Höhepunkt des 1989 nach Jahrzehnten ideologischer Feindschaft eingeleiteten Annäherungsprozesses unterzeichneten die Präsidenten Boris Jelzin und Jiang Zemin am Samstag im Kreml eine entsprechende Vereinbarung. Erstmals in der Geschichte beider Länder ist von nun an auch der Verlauf der gemeinsamen Grenze unumstritten. Am zweiten Tag seines fünftägigen Staatsbesuchs, dem ersten eines chinesischen KP-Chefs seit 37 Jahren, traf Jiang mit zahlreichen russischen Spitzenpolitikern zusammen.
Jelzin erklärte beim offiziellen Empfang für den Staatsgast im Kreml, Rußland wolle sich aufgrund seiner geographischen Lage sowohl in Europa als auch in Asien engagieren. Jiang forderte Rußland auf, sich für Stabilität und Sicherheit im asiatisch-pazifischen Raum einzusetzen. Jelzin äußerte sich im Gegenzug verständnisvoll zu der chinesischen Politik gegenüber Taiwan und Tibet. Der chinesische Staatspräsident, der außerdem noch mit Ministerpräsident Viktor Tschernomyrdin zusammenkam, lud Jelzin erneut nach Peking ein: Sein letzter Besuch im Dezember 1992 sei viel zu kurz gewesen, sagte er.
Die Außenminister beider Länder schlossen am Samstag ein Abkommen, in dem die Differenzen über den Verlauf von zwei westlichen Abschnitten der gemeinsamen Grenze als beigelegt erklärt werden.
Der russische Parlamentspräsident Iwan Ribkin betonte bei einem Treffen mit Jiang das russische Interesse, mit dem Nachbarn Erfahrungen bei der marktwirtschaftlichen Umgestaltung der Volkswirtschaft auszutauschen. Am Freitag und Samstag unterzeichneten beide Seiten Handels- und Zollvereinbarungen, die unter anderem die Bereitstellung von russischer Ausrüstung für drei chinesische Wasserkraftwerke und eine Papierverarbeitungsanlage vorsehen. China will im Gegenzug Konsumgüter und Lebensmittel nach Rußland liefern.
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