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Thelma Schmidt & Louise Müller

■ Neudeutsches beliebter als Hollywood-Produktionen: Überraschungen beim „1. Filmfest Oldenburg“

Fünf Tage lang wurden in Oldenburg die Naturgesetze des Kinomarktes auf den Kopf gestellt: während sonst nur Filme aus Hollywood die Säle füllen und deutsche Produktionen sichere Kassenkiller sind, waren diesmal die wenigen einheimischen Filme durchweg gut besucht, während die vielen amerikanischen Streifen meist vor leeren Stuhlreihen projiziert wurden.

Die Vorliebe der beiden Organisatoren Torsten Neumann und Thorsten Ritter für schräge Spielfilme von unbekannten Regisseuren aus den USA wurde vom Publikum nicht geteilt – besonders daß fast alle Filme in Englisch ohne Untertitel gezeigt wurden, schreckte das zahlende Publikum ab, sodaß der eingeschworene Kreis von akreditierten Gästen und Journalisten im großen Saal der Kulturetage oft unter sich blieb.

Spike Lees brandneuer Film „Crooklyn“, der erst im kommenden Jahr regulär in die Kinos kommt, war der einzige US Film, der vor halbwegs gefülltem Haus spielte, und dieser entpuppte sich dann auch prompt als die größte Enttäuschung des Festivals. Langatmig und diffus erzählt Lee von einer schwarzen Familie im Brooklyn der 70er Jahre – selbst der wunderbare Soundtrack macht den Film kaum erträglicher, denn immer unterbrechen die Kinder die schönsten Soulklassiker mit ihrem penetranten Geschrei. Dafür lief dann der ideale Crowdpleaser „Jimmy Hollywood“ von Barry Levinson, eine Satire in bester Hollywoodtradition, Sonntag nacht vor knapp 20 Zuschauern.

Dabei war der Saal der Kulturetage am Eröffnungsabend bei dem deutschen Film „Burning Life“ so gefüllt mit (allerdings zum großen Teil geladenen) Gästen, daß der Oberbürgermeister Dieter Holzapfel in seiner launigen Ansprache das Film-Fest schon gleich zu einem Erfolg erklärte. Das ostdeutsche Roadmovie von Peter Welz („Thelma Schmidt & Louise Müller“ wäre ein passenderer Titel gewesen) stimmte durchaus zuversichtlich, und zumindest die angereisten deutschen Regisseure können ja auch mit der Resonanz auf ihre Filme zufrieden sein. Selbst bei dem kleinen und im Programm mit Samstag mittag sehr ungünstig plazierten „Sunny Side Up“ von Bettina Speer (einem sympathischen very low budget Film über eine deutsche Schauspielerin, die in Hollywood entdeckt werden will) war das Casablanca gut gefüllt.

Die Oldenburger waren also durchaus neugierig, aber auch leicht zu verschrecken. Einige Filme waren ja selbst für die festivalgewohnten Zuschauer schwere Kost: aus dem hochprätentiösen Kunstsexfilm „Paris, France“ aus Kanada etwa flüchtete nach und nach mehr als die Hälfte der Zuschauer. Aber Nieten gibt es auf jedem Filmfestival – das Programm war erstaunlich gut ausgewählt – nur halt etwas zu abgehoben für Oldenburg.

Es gab einige Pannen, Ausfälle und Verschiebungen von Filmen, aber diese Anfangsschwierigkeiten verzeiht man gerne. Auch daß die Veranstalter bei der Filmfest – Party vom Wirt des Schwans gnadenlos abgezockt wurden, sodaß er mit einer vollen Kasse und sie mit der hohen Rechnung dastanden, gehört wohl zum unvermeidlichen Lehrgeld.

Wenn sie genug Reservern und langen Atem für ein zweites Filmfest haben, werden sie wohl etwas bescheidener planen müßen. Die Nebenreihen haben etwa mit einer Ausnahme nichts gebracht. Die Filme aus New York hat sich kaum einer angesehen – selbst Freitag nacht bei „King Kong“ und der „Klapperschlange“ saß nur ein trauriges Häuflein in Casablanca. Die Retrospektive mit den Filmen von Alex Cox bestätigte nur, daß seine neuen Filme genauso schlecht sind wie seine alten (voll war das Kino dann ausgerechnet bei „Repo Man“, den man sich in jeder Videothek ausleihen kann). Aber immerhin gab eine große Entdeckung zu machen: die New Yorker Filmemacherin Nancy Savoca, die in einem Portrait vorgestellt wurden. Ihre sehr sanften, klugen und originellen Filme „True Love“, „Dogfight“ und „Household Saints“ hätten auch die Oldenburger begeistert, wenn sie doch nur gekommen wären.

Aber solch ein Filmfest braucht einfach einige Jahre, um sich zu etablieren – in Emden, Osnabrück oder Braunschweig begann es ganz ähnlich. Auch wenn der Oldenburger Künstler Peter Manderscheid (dessen Ausstellung mit Bildern und Skulpturen recht unvermittelt an das Filmfest drangeklebt wirkte) von einer „bitteren Erfahrung“ sprach, war das erste Oldenburger Film-Fest ein vielversprechender Anfang. Wilfried Hippen

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