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Alarm für Moskaus Kaukasus-Truppen

■ Mehrere Tote bei anhaltenden Kämpfen in Tschetschenien

Moskau/Grosny (AFP) – Angesichts der zunehmenden Kämpfe in der abtrünnigen Kaukasusrepublik Tschetschenien hat Rußland seine Armee-Einheiten im Nordkaukasus in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Dies gab Verteidigungsminister Pawel Gratschow gestern bekannt. Die tschetschenische Führung wirft Moskau vor, aktiv auf ihren Sturz hinzuarbeiten.

Nach unterschiedlichen Angaben aus Regierungs- und Oppositionskreisen wurden bei den Kämpfen zwischen regierungstreuen Truppen und einer von Russlan Labasanow angeführten Oppositionsgruppe am Sonntag mehrere Menschen getötet. Der tschetschenische Justizminister Usman Imajew teilte mit, bei den Kämpfen in Argun, 15 Kilometer südlich der Hauptstadt Grosny, seien sechs Oppositionelle getötet und vier Anhänger von Präsident Dschochar Dudajew verletzt worden. Dagegen sprach der von Umar Awturchanow geführte oppositionelle Provisorische Rat von neun Toten. Erstmals sollen seine Truppen den Einheiten Labasanows zu Hilfe gekommen sein.

Labasanows Einheiten wurden auch vom früheren russischen Parlamentspräsidenten Russlan Chasbulatow, der im August in seine tschetschenische Heimat zurückgekehrt war, mit Ausrüstung unterstützt. Chasbulatow, der im Herbst 1993 am Moskauer Parlamentsaufstand beteiligt war, erklärte sich nach einem Treffen mit Awturchanow am Sonntag bereit, „mehrere tausend Freiwillige“ unter den Befehl des Provisorischen Rats zu stellen. Der bei einem Putschversuch im August gebildete Rat kündigte einen verstärkten bewaffneten Kampf gegen Dudajews Regierung an.

Dudajew hatte Tschetschenien nach seiner Wahl zum Präsidenten 1991 einseitig für unabhängig erklärt. Dies wurde jedoch weder von Rußland noch von anderen Staaten anerkannt. Seither hatte die russische Führung Dudajew wiederholt zum Rücktritt aufgefordert.

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