: „Wir sind ganz gut im Geschäft!“
■ Aktionstage zur Denkmalpflege von heute bis Sonntag / Manfred Fischer im Gespräch
Nach einem überaus erfolgreichen ersten Tag des offenen Denkmals im letzten Jahr (über 1 Mio. Besucher in ganz Deutschland) wird unter dem Stichwort „Monumental“ ab heute der zweite Aktionstag begangen. Manfred Fischer, Leiter des Denkmalschutzamtes, erläutert das Programm.
Wie sieht das Konzept für diesen 2. Tag des offenen Denkmals aus?
Das Konzept ist die Umsetzung des Mottos „Denkmale sehen, erleben, verstehen“ - also sozusagen ein Dreischritt der Erkenntnis, um so bei den Menschen Verständnis für die Denkmalpflege überhaupt zu erhalten. Daraus erhoffe ich mir eine gute Öffentlichkeitsarbeit. So ein Tag kann natürlich auch zu einem reinen touristischen Besichtigungsprogramm ausarten, aber das wollen wir nicht. Wir wollen eine qualitative Aussage, nämlich, daß Denkmalpflege die Basis für jegliche Kulturarbeit ist, weil die Stadt als kulturelles Umfeld jeden Menschen prägt. Aus diesem Umfeld heraus entwickelt sich erst das kulturelle Bewußtsein.
Es gibt diesmal mehr kulturelle Veranstaltungen in Denkmälern, Konzerte, Lesungen etc.
Ja, und deshalb zeigen wir insbesondere Baudenkmäler, die mit einer besonderen Geschichte verbunden sind, also zum Beispiel das Planetarium, Fritz Schumacher-Schulen, Dehmel- oder Heine-Haus usw., damit eine Geschichtsaussage herauskommt, die das Spektrum Hamburgischer Geschichte und Geistesgeschichte zeigt.
Industriedenkmäler kommen gar nicht vor.
Mit Ausnahme der Hafenbahn! Das ist Zufall, aber ich könnte mir vorstellen, daß dieser Bereich nächstes Jahr gerade in Hamburg zum Schwerpunkt wird.
Dabei sind gerade Industriedenkmäler besonders gefährdet.
Genau. Tiefstack oder der Flughafen in Fuhlsbüttel - so etwas ist nicht zu halten. Da haben wir ganz große Problemfälle. Deswegen möchte ich nächstes Jahr als nächsten Schritt das Aktiv-sich-Beteiligen testen. Es soll nicht immer das ewige Wiederholen des gleichen werden. Ich möchte inhaltlich Schwerpunkte setzen - damit das Thema immer neu und jung ist.
Man könnte doch einmal einen Denkmalpflege-Sommer initiieren, wo man etwas politischer auftritt.
Die Ausweitung auf vier Tage ist schon ein erster Schritt. Aber man kann das nur langsam machen, damit es wiedererkennbar bleibt: Außerdem kostet es viel Geld und viel Arbeitskraft und unser kleines Amt kommt dann an seine Grenzen. Aber es soll schon ein besseres Profil bekommen, einen politischeren Stellenwert erhalten.
Sind es nicht mehr die Politiker und Investoren, die man vom Denkmalschutz überzeugen muß?
Wenn ich denke, wie groß das Echo für die Unterschutzstellung der Speicherstadt gewesen ist, das war eine Abstimmung mit den Füßen. Und das ist im politischen Raum durchaus registriert worden. Und natürlich gibt es gerade in den neuen Ländern die Behauptung, Denkmalschutz verhindere Investitionen. Das ist natürlich die Unwahrheit. Denkmalpflege ist ein entscheidender Wirtschaftsfaktor, ein Faktor zu Werterhaltung, zur Vermeidung von Fehlinvestitionen. Da muß allerdings noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden.
Inwieweit gilt Denkmalpflege auch für Verlorenes. Beispiel Hammerbrook, wo man auf dem Terrain eines ehemals intakten und im Krieg zerstörten Viertels eine tote Bürostadt errichtet hat, ohne sich einen Deut um die Geschichte des Ortes zu kümmern?
Es gibt sicherlich Gebiete der Denkmalpflege, wo man mit dem Instrumentarium des Denkmalschutzgesetzes nicht hinreicht. Nehmen Sie das Viertel unterhalb des Michels. Das war ein altes intaktes Viertel. Nun hat ein großes Verlagshaus dort gebaut und in Folge dieses großen Funktionsmonolithen hat im Umfeld eine totale Veränderung im Sozialgefüge stattgefunden. Das ist aber etwas, was weit über die reine Denkmalpflege hinausgeht. Das gehört ins Ressort Stadtentwicklung.
Wie ist das Verhältnis von Stadtentwicklung und Denkmalpflege in Hamburg?
Es wird aus der Natur der Sache immer Konflikte geben und die müssen offen ausgetragen werden.
Werden sie offen ausgetragen?
In der Regel schon. Die Denkmalpflege ist eigentlich ganz gut drin im Geschäft.
Fragen: Till Briegleb
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