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Der ostdeutsche Zug bleibt zusammen

■ Die Deutsche Waggonbau erhält Finanzhilfe von der Treuhand / Keine Teilprivatisierungen / Länder beteiligen sich an möglicher Auffanggesellschaft / Streiks wurden abgebrochen

Berlin (taz/dpa) – Der Streik ist erst einmal zu Ende: Nach der Zusage erheblicher Finanzhilfen von seiten der Treuhandanstalt wollen die 7.300 Beschäftigten der Deutschen Waggonbau AG (DWA) heute wieder an die Werkbänke zurückkehren. Am Freitag war kurzfristig ein Spitzengespräch in der Treuhand anberaumt worden, zu dem außer dem Treuhand-Vize Hero Brahms auch Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf, sein Amtskollege aus Sachsen-Anhalt, Reinhard Höppner, sowie Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter geladen waren. Das Treffen war bereits ein erster Erfolg für die DWA-Belegschaft, die seit längerem eine politische Lösung gefordert hatte, an der sich auch die Länder beteiligen.

Die Treuhand erklärte sich bereit, die erst in diesem Jahr in die roten Zahlen gerutschte DWA unabhängig vom Stande der Privatisierung mit einem dreistelligen Millionenbetrag zu unterstützen. Sollte bis zum Jahresende kein Investor für den größten deutschen Waggonbauer gefunden worden sein, übernimmt die staatliche Beteiligungs-Management-Gesellschaft das Unternehmen. Bei positiver Entwicklung wollten die Verhandlungspartner auch eine Börseneinführung nicht mehr ausschließen. Ein weiterer Erfolg für die Betriebsräte ist die Zusage, daß die DWA nicht zerschlagen werden soll. Immer wieder gab es Interessenten für einzelne Betriebsteile, und die jeweiligen Landesregierungen hatten bei Überlegungen zur Rettung stets nur an die eigenen Standorte gedacht. Zeitweise sah es so aus, als ob das Gegeneinanderausspielen der Produktionsorte bei der Belegschaft Erfolg hätte. Schließlich einigten sich die Personalvertreter aber darauf, auf einer Gesamtprivatisierung zu bestehen. Auch die Treuhand unterstützte diese Linie.

Dritter Punkt der Vereinbarungen: Einen eventuell erforderlichen Personalabbau wollen Treuhand und Länder mit Sonder-Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und der Gründung einer DWA- Fonds-Gesellschaft finanziell tragen. Nach dem Konzept des DWA-Vorstands, das die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat blockiert hat, sollen bis 1995 etwa 2.600 und langfristig 3.500 der Arbeitsplätze abgebaut werden.

Die DWA war bis Anfang des Jahres der einzige ostdeutsche Großbetrieb im Besitz der Treuhand, der schwarze Zahlen schrieb. Vor allem der Wegfall von Hermesbürgschaften für Exporte nach Rußland ließ den Betrieb, in dem etwa so viele Waggons gebaut werden wie in der ganzen westdeutschen Industrie zusammen, wirtschaftlich abrutschen. Daraufhin erarbeitete die Geschäftsführung ein Schrumpfkonzept. In einem Brief an die Belegschaft teilte Vorstandschef Peter Witt mit, daß der Umsatz von 1,6 Milliarden Mark (1993) auf 1,2 Milliarden in diesem Jahr abgesackt sei. Langfristig sei mit Verkäufen für durchschnittlich einer Milliarde Mark zu rechnen. Da wären Entlassungen unausweichlich, kündigte der Chef an. Annette Jensen

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