: „Das Wahlrecht nicht begriffen“
■ Interview mit Bremens FDP-Chef und MdB Manfred Richter
taz: In fünf Landtagswahlen hintereinander ist die FDP unter fünf Prozent geblieben. Braucht Deutschland Sie nicht mehr?
Manfred Richter: Doch, nur ist es unübersehbar, daß wir eine Schwächephase haben. Aber wir waren schon in weniger Landtagen vertreten und sind doch immer wieder hochgekommen.
Diesmal hatten wir jeweils den großen Zampano vorne, so daß es für kleine Parteien – und das betrifft die Grünen auch – sehr schwer war, sich zu behaupten. Interessant ist auch, daß die FDP in Sachsen dreimal soviele Erststimmen wie Zweitstimmen bekommen hat. Ich habe den Eindruck, daß da einige mit dem Wahlrecht nicht so richtig klarkommen.
Wenn die PDS in den Bundestag kommt und es weder für CDU-FDP noch für Rot-Grün reicht, ist dann für Sie eine Ampelkoalition wie in Bremen auch in Bonn denkbar?
Nein.
Dann lieber in die Opposition?
Ich glaube, daß unter dieser Bedingung die wahrscheinlichste Option eine große Koalition sein wird.
Wieviel Prozent brauchen Sie selber, um Ihr Mandat wieder zu erobern?
Das kann Ihnen keiner sagen, und wer Ihnen das sagt, sagt was Falsches. Klar ist nur, daß das Bremer FDP-Ergebnis über dem Bundesdurchschnitt liegen muß. Und eine gute Wahlbeteiligung in Bremen ist auch gut für mich.
In Bremen stecken Sie ja in dem Dilemma, einerseits Wahlkampf gegen SPD und Grüne zu führen, andererseits mit beiden eine Koalition zu bilden.
Das ist gar nicht kompliziert, weil man Landes- und Bundespolitik auseinanderhalten kann. Wir machen Koalitionen ja nicht aus Liebe, sondern aus Zweckmäßigkeitserwägungen heraus.
Aber der Wahlkampf wäre doch leichter, wenn Sie in Bremen eine ganz tolle Politik machen. Das werden Sie über die Ampel wohl kaum sagen...
Nein, aber ich werde das über unsere Senatoren sagen. Da haben wir Erfolge vorzuweisen.
Sagen Sie mal zwei.
Lauter Erfolge, ganze Listen. Wir machen doch eine sehr erfolgreiche Wirtschaftspolitik.
Bremens stetiger wirtschaftlicher Niedergang ist sicher nicht nur dem Senator Jäger anzulasten, aber als besonderen Erfolg können Sie das wohl kaum verkaufen.
Man kann an der schlechten Ausgangslage ja nicht vorbei.
Fällt Ihnen sonst noch ein großer FDP-Erfolg in Bremen ein?
Mir fallen viele ein, aber wir sprechen über Bundespolitik.
Fragen: Dirk Asendorpf
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