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Müllmuffel zur Kasse

■ Umweltsenator will mit Müllabfuhr-Abgaben Umweltpolitik machen / Neue BEB-Gebührenordnung umstritten

Den Bremer Müllmuffeln soll es an den Kragen gehen. Das sieht die neue Gebühren- und Abholregelung für die Bremer Mülltonnen vor, die aus dem Umweltressort vorgelegt wurde. Demnach sollen zum 1.1.1995 die Preise für die Müllabfuhr um etwas über 7 Prozent erhöht werden und die Abholzyklen vermindert werden. Dagegen regt sich allerdings Widerstand bei den Ampelpartner der Grünen, SPD und FDP, und bei der ÖTV.

Den Anstieg der Gebühren begründen die BEB mit dem einschlägigen Ortsgesetz: Da steht, daß die Müllabfuhr kostendeckend erfolgen muß. Da die BEB aber in diesem Bereich eine „Unterdeckung“ ausweist, ist die Gebührenerhöhung eigentlich unumstritten.

Mehr Ärger gibt es bei den Abholzyklen der ab Jahresbeginn bremenweit einzuführenden codierten Tonnen. Generell sollen dann 60-Liter-Tonnen in den Häusern stehen, (bei Haushalten mit drei oder mehr Personen sind es 90-Liter-Tonnen) die bei Einpersonenhaushalten alle vier Wochen, bei Zwei-Personen-Haushalten alle drei Wochen abgeholt werden. Die Grundgebühr liegt bei jährlich 152,40 Mark (1 Person), 215,40 Mark (2 Personen) oder 322,80 Mark (3 Personen). Teuer wird allerdings jede zusätzliche Abholung und Leerung.

Viel zu teuer, heißt es dazu unter anderem von der ÖTV. Denn mit den Leerungszyklen werde man nicht auskommen, das Draufzahlen mithin eingeplant. Stimmt nicht, heißt es aus dem Hause Fücks: Man könne mit der neuen Tonnengröße und der verminderten Abholhäufigkeit sehr wohl auskommen, wenn man alle Wege zur Müllvermeidung ausschöpft. „Durchschnittlich 6,5 Liter pro Kopf pro Woche Restmüll muß in die Tonne, gerechnet haben wir mit 10 Litern“, sagt Christina Stein von der Behörde. Insgesamt nur 37 Prozent des Mülls gehörten schließlich in die Tonne, der Rest sollte ohnehin im Gelben sack, in Papier- und Glascontainern oder in der kostenlos verteilten Biotonne landen. Die wöchentlich knapp 4 Liter Toleranz pro Nase erlaubten auch einige kleine Ausrutscher gegen den grünen Geist der Mülltrennung. Wer allerdings auf Dauer zu faul zum Flaschenrecycling ist, den soll die neue Regelung empfindlich treffen: „Damit kann man gut auskommen, aber Müllmuffel können auch richtig zahlen“, meint Stein. bpo

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