: Schule in Verantwortung – ein „Trojanisches Pferd“
■ Berliner SchulleiterInnen und GEW lehnen Landesschulamt ab / Sie wehren sich gegen den Abbau demokratischer Strukturen und parteipolitische Einflußnahme
Erneut heftige Kritik haben gestern die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und verschiedene Schulleiter an dem vom Senat geplanten zentralen Landesschulamt geübt. So positiv der Ansatz sei, die Kompetenz der Schulen zu erweitern, so sehr wandele er sich in Verbindung mit dem zentralen Landesschulamt in ein „Trojanisches Pferd“ und werde zur explosiven Mischung, kritisierte der GEW-Vorsitzende Erhard Laube.
„Natürlich wollen wir mehr Selbständigkeit und mehr eigene Verantwortung, wehren uns aber entschieden dagegen, daß demokratische Strukturen abgebaut werden“, sagte Ellen Hansen, Schulleiterin der Werbellinsee- Grundschule in Schöneberg. Der Schulleiter habe dann eine exponierte Stellung und sei nicht mehr primus inter pares. Er müsse die Kollegen im Unterricht besuchen und beurteilen. Das kollegiale Miteinander zwischen Lehrer und Schulleitung sei dahin. Mit der Errichtung des Landesschulamtes entfielen auch sämtliche bezirklichen Kontrollfunktionen, wie zum Beispiel der Bezirksschulbeirat. „Ohne Reibungsverlust können bildungspolitische Vorhaben von oben nach unten durchgestellt werden“, kritisierte Ellen Hansen.
Außerdem werde Sparen zur Sache der Schulen. Der Schulleiter müsse entscheiden wo er den Rotstift ansetze, kritisierte Kollege Wolfgang Harnischfeger, Schulleiter des Beethoven-Gymnasiums in Steglitz. Die Verantwortung für die Mangelwirtschaft wird an die Schulleiter delegiert. Entweder ich streiche die Klassenfahrten und stelle dafür eine Vertretung ein. Oder ich bewillige die Klassenfahrt und lasse den Unterricht ausfallen. „Sie können eine Flasche Bier kaufen, sie alleine trinken oder mit anderen teilen – zuwenig ist es allemal.“ Trotz dieser massiven Kritik hält die Schulverwaltung an ihren Plänen fest. „Der Aufbau eines zentralen Landesschulamtes ist untrennbar mit der Stärkung der einzelnen Schulen verbunden“, sagte deren Sprecher Andreas Moegelin gegenüber der taz. „Das eine wird es ohne das andere nicht geben.“ Zu Beginn des nächsten Jahres sollen flächendeckend sämtliche Schulen in Berlin mehr eigene Verantwortung und mehr Spielräume für Entscheidungen bekommen. Den einzelnen Schulen sollen dann 100.000 bis 300.000 Mark pro Jahr für Sachmittel überwiesen werden, mit denen sie selbst wirtschaften können. Es bleibt ihnen überlassen, ob sie das Geld für Klassenfahrten, Möbel, Bücher oder Zeitverträge ausgeben. Die Schulleiter übernehmen das Management ihrer Schule. Sie werden laut Senatsentwurf in Zukunft sowohl für den gesamten Schuletat allein verantwortlich sein sowie auch über die Zurückstellung von Lernanfängern und über Nichtversetzung in die Grundschule entscheiden. Michaela Eck
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