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■ Zur Geschichte eines KonfliktsHaß, Vertreibung, Krieg

Vor gut vier Jahren, im August 1990, erhielt Armenien die Unabhängigkeit von der Sowjetunion. Der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um die armenische Enklave Nagorny Karabach ist jedoch viel älter. Seit Mitte der achtziger Jahre protestierten die Armenier in Nagorny Karabach immer lauter gegen die rigide Nationalitäten- und Sprachenpolitik Aserbaidschans und verlangten schließlich, Karabach wieder Armenien anzugliedern, wie das bereits Anfang der zwanziger Jahre der Fall war.

Im Dezember 1988 blockierten die Aseri die Versorgungswege nach Armenien – kurz nach dem großen Erdbeben –, worauf sich die Wirtschaftslage des Landes verschärfte. Im selben Jahr kam es zu Pogromen in der aserbaidschanischen Stadt Sumgait, 250.000 Armenier flohen in ihre Hauptstadt Jerewan. Umgekehrt verließen 70.000 Aseri Armenien.

1990 entzog Aserbaidschan Nagorny Karabach die Autonomie, und seit April 1991 begannen aserische Milizen zusammen mit Sondertruppen des sowjetischen Innenministeriums die Armenier systematisch aus dem Gebiet von Karabach zu vertreiben.

Der Konflikt zwischen dem christlichen Armenien und dem muslimischen Aserbaidschan hat nicht nur religiöse, sondern auch wirtschaftliche Gründe. Während die Aseri traditionell von der Schafzucht und der Landwirtschaft lebten, waren die Armenier vorwiegend im Handel und im Gewerbe tätig. Darin wurzelt unter anderem der tiefe Haß der Aseri gegen die angeblich wohlhabenden Armenier.

Inzwischen hat Rußland einen Friedensplan ausgearbeitet, nach dem eine russische Friedenstruppe und internationale Beobachter in das Krisengebiet gesendet werden sollen. Der Waffenstillstand, der im Mai dieses Jahres vereinbart wurde, wird bisher weitgehend eingehalten. Ob die gegenwärtigen Verhandlungen erfolgreich beendet werden können, bleibt ungewiß. hus

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