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Visionen für eine energiesparende Hauptstadt

■ Ausstellung im Martin-Gropius-Bau weist Wege in die Zukunft des Energiesparens / Das EU-Projekt THERMIE finanziert über 700 Projekte

Windkraftanlagen auf dem Flugfeld in Gatow, Sonnenkollektoren auf den meisten Dächern Berlins, an den Stadträndern wird warmes Wasser aus bis zu tausend Meter Tiefe in die Schwimmbäder und Haushalte gepumpt. Über die Straßen summen – geleitet vom digitalen Stauwarner Euro-Scout – die kompakten Elektro- und windschnittigen Solarmobile der Car- sharing-Unternehmen, nur die BVG-Busse fahren noch mit Erdgas durch die smogfreie Stadt.

Die Büro- und Geschäftsräume in den Dienstleistungsvierteln sind mit Energiemanagementsystemen ausgerüstet, in privaten Haushalten sind Solar-Dioden-Fenster und Wärmepumpen zur Nutzung von Kraftwerksabwärme längst Bürgerpflicht. Und aus dem in Deponien gelagerten Hausmüll wird Biogas gewonnen, das wiederum in Strom umgewandelt wird.

Vision für eine konsequent energiesparende Hauptstadt – ein Sammelsurium aus Energiesparprojekten, die im Rahmen der Ausstellung „THERMIE – Innovative Energietechnologien für unsere Umwelt“ zur Zeit im Martin- Gropius-Bau vorgestellt werden. Das 1990 aufgelegte und Ende dieses Jahres auslaufende THERMIE-Programm der Europäischen Union (EU) zur Förderung von innovativen Energietechnologien umfaßt insgesamt vier Bereiche: rationelle Energienutzung, erneuerbare Energien, feste Brennstoffe und Kohlenwasserstoffe.

70 Firmen aus aller Welt stellen aus

Mit einem Budget von rund 700 Millionen Ecu (etwa 1,4 Milliarden Mark) wurden bisher etwa 700 Projekte finanziert und mehrere tausend kleinere Pionierleistungen gefördert. Eine durchaus lohnenswerte Investition, wie die Ausstellung zeigt: Allerhand saubere Lösungen für die Umwelt werden von knapp 70 Firmen aus aller Welt präsentiert. Dabei ist dies nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was in Sachen Energiesparen möglich ist. Ob mit der pneumatischen Kraftstoffeinspritzung bei Vespas, durch die der Zweitaktmotor bis zu 35 Prozent weniger Benzin verbraucht, oder dem niederländischen Windpark Groothusen, dessen zehn Anlagen 10.000 Menschen mit Strom versorgen – die Ausstellung zeigt, wo es energiepolitisch langgehen muß. Innovative Architekten, die Solarhäuser bauen, und die Berliner Car-sharing-Firma „Stattauto“ sind genauso vertreten wie das Friedrichshafener Unternehmen MTU, das die „Direktstrom-Brennstoffzelle“ entwickelt hat.

Zur Eröffnung der Schau warnte der Vorsitzende der EU- Generaldirektion Energie, Paolo de Sampaio Nunes, vor weiterer planloser und kurzsichtiger Ausbeutung der Energiequellen. Allein in der Bundesrepublik wird jährlich Energie von rund 500 Millionen Tonnen Steinkohleeinheiten verbraucht. Das entspricht einem Güterzug mit sechs Millionen Waggons voller Steinkohle, die aneinandergereiht eine Länge von 75.000 Kilometern ergeben. Statistisch gesehen verpestet jeder einzelne pro Jahr die Luft mit zwölf Tonnen Kohlendioxid – es wird Zeit für Visonen. Frank Kempe

Die Ausstellung THERMIE ist noch bis Samstag im Martin-Gropius-Bau, Stresemannstraße, täglich von 10 bis 18 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.

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