Wie die Ökosteuer zum Frauenthema wird

■ Sager, Schoppe, Beck – drei Grüne aus der ersten Reihe auf dem Modernes-Podium

Die Grünen haben Probleme mit ihren Köpfen: Auf Plakaten und in der „Bündnisgrünen Zeitung“ erscheinen die Portraits der KandidatInnen briefmarkenklein und arg verschwommen – als ginge es darum, das Vermummumgsverbot pfiffig zu umgehen.

„Wir sollten nicht immer so schüchtern mit Bildern sein“, erklärte die niedersächsische Bundestagskandidatin Waltraud Schoppe am Dienstagabend im Modernes. Schließlich werde die Politik von Personen transportiert.

Etwa 150 Menschen kamen, um die Personen zu sehen, die hinter dem Titel der Veranstaltung „Frau Macht Politik“ stehen: Neben Waltraud Schoppe hielten die Hamburger Bundestagskandidatin Krista Sager und die Bremer Spitzenkandidatin Marieluise Beck i am Dienstag hren Kopf zur Profilpflege hin. „Bei uns steht Frau in der 1. Reihe“, lautete der programmatische Untertitel, den die drei Ex-Lehrerinnen zu erhellen versuchten.

Mit Erfolg konnten sie das leicht verstockte Publikum davon überzeugen, daß die Einführung von Ökosteuern ein Frauenthema ist. Die produzierten Umweltschäden in Höhe von jährlich 650 Milliarden Mark, monierte Krista Sager, schlagen sich auf die Preise der Waren nicht durch. Die Umweltsünder blieben unbestraft, die -schützer unbelohnt. Eine verantwortungsvolle Politik aber habe das unterschiedliche Verhalten der KonsumentInnen und somit vorwiegend Frauen zu berücksichtigen.

Über die Besteuerung von Energie und Ressourcen, erläuterte Marielusie Beck könnten wieder Produktionskreisläufe aufgebaut werden. Hätte sie die Macht, würde sie nicht 10 Milliarden in ein Atomprogramm stecken, das mit wenig Arbeitsplätzen auskommt, sondern lieber 20 Marie–Milliarden in ein Wärmedämmungsprogramm, das mit einem hohen Arbeitskräftebedarf kleinen Handwerksbetrieben langfristige Existenzen sichern könnte.

Dann, gab Waltraud Schoppe zu bedenken, müssen Maßnahmen her, daß dort tatsächlich Frauen auch wirklich einen Job finden. Gegen einigen Protest plädierte sie dafür, den Betrieben, die willens sind, eine Frau zu engagieren, die Angst vor schwangerschaftsbedingten Mehrkosten durch eine Art Prämie zu nehmen.

Während sie flankierend den Ausbau von Kindergartenplätzen forderte, attackierte Marieluise Beck die bisherigen Arbeitszeitregelungen: Das 40jährige Erwerbsleben mit 40 Stunden täglich sei ebenso wie das soziale Sicherungssystem nach wie vor ganz allein auf den Mann ausgerichtet. „Es ist Zeit für eine Arbeitszeitgesetzgebung“, die Männern und Frauen den Aus- und Wiedereinstieg ins Erwerbsleben garantiert.

„Ich hätte es mit Kindern nicht mal geschafft, als Fraktionsvorsitzende zu kandidieren“, bezog Krista Sager das Problem der Doppelbelastung auf den eigenen Arbeitsbereich. Marieluise Beck hat als Mutter von zwei Kindern die Notbremsen auf der Karriereleiter ziehen müssen. „Die Männer haben einfach mehr Zeit und prägen damit natürlich auch die Politik.“

Ein Mittel, dem vorzubeugen, sei die Quote, versichert Krista Sager, ehedem heftige Gegnerin dieser Maßnahme. Nur dank der Quote gebe es bei den Grünen so viele qualifizierte Frauen, meint Bremens Spitzenandidatin, aber: „Auch bei uns gibt es ein informelles Machtzentrum“, gesteht Marieluise Beck und benennt beispielhaft die Allianz zwischen Ludger Volmer und Joschka Fischer. „Wir haben zunehmend Probleme, da noch einen Fuß reinzukriegen.“

Doch dies sit kein Grund zur Resigantion für die drei Spitzenkandidatinnen. Schließlich steht Frau bei den Grünen in der 1. Reihe.

dah