: Panik in Uniform
■ THW sagt Teilnahme an den Einheitsfeier ab / Senat: „Das wird ein fröhliches Fest“
„Uns wird die Geschichte eine Nummer zu heiß“, erklärt Peter Lohmann, Pressesprecher des Technischen Hilfswerks (THW). Er meint nicht etwa die Einsätze im krisengeschüttelten Ruanda, sondern das Bremer Kinderfest, das zwischen dem 1. und 3. Oktober auch den Kleinen die Einheitsfeier nahebringen sollte.
Gestern sagte das THW seine Teilnahme ab: „Der Jugendverband der Hilfeleistungsorganisation, der mit einem großen Kinderfest zum Gelingen der Veranstaltung beitragen wollte, sieht sich aufgrund der zu erwartenden Ausschreitungen nicht in der Lage, den zugesagten Programmbeitrag zu leisten. Auch die Präsentation der THW-Auslandseinsätze gegen Hunger und Not wird damit entfallen.“
Es ist das erste Mal in der Geschichte des THW, ein einmal zugesagtes Hilfsangebot zurückzunehmen. Doch man sah sich dazu gezwungen, nachdem Eltern ihren Kindern die Teilnahme verboten hatten. Ihren Bedenken schloß sich die Landesjugendleitung an, „aus Fürsorgepflicht“ für die 12-18jährigen. „Vor dem Hintergrund der in Frage stehenden Sicherheit“, befürchtet man ganz oben, „könne beispeilsweise die von den Jungen und Mädchen getragene Arbeitskleidung des Technischen Hilfswerkes und dessen Fahrzeuge bei gewaltbereiten Kreisen Mißverständnisse hervorrufen und Anlaß zu Übergriffen bieten.“
Das THW hält offensichtlich für denkbar, daß die Uniform des THW-Nachwuchses weder von Autonomen noch von SEK-lern als solche erkannt wird, und letztere auf die kleinen PfadfinderInnen einprügeln. Denn Angst, versichert Peter Lohmann gegenüber der taz, habe man vor beiden Seiten. Der bundesweite Aufruf der Autonomen verunsichert die HilfswerkerInnen ebenso wie das geplante Aufgebot von 2000 Polizeibeamten. „Es ist unerträglich, daß wir vor einer gewaltbereiten Minderheit zurückweichen müssen.“
Müssen die gar nicht, meint dagegen Senatspressesprecher Klaus Sondergeld und hofft, das THW noch zur Rücknahme der „Überreaktion“ überreden zu können. Für das Fest sei keine konkrete Gefahr zu erspähen, ein massives Polizeiaufgebot sei in der Innenstadt überhaupt nicht geplant: „Wir gehen nicht davon aus, daß um jede Bude ein Polizeikordon gelegt werden muß.“ Die geplante Demo richte sich schließlich nicht gegen die kulturellen, sondern gegen die politischen Programmpunkte. „Die Demonstranten werden doch keine Kinder in Bedrängnis bringen oder sich auf harmlose Menschen stürzen, die einfach nur Spaß haben wollen!“ Das hält der Senatssprecher für ausgeschlossen: „Das macht keiner in diesem Land, nicht mal ein Autonomer.“ dah
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