: Roter statt Grüner Punkt
■ Vier Jahre DSD: Öko-Institut stellt ein Alternativkonzept vor
Berlin (taz) – Die Duale System Deutschland GmbH (DSD) wird kommende Woche vier Jahre alt. Grund genug für das Öko-Institut zurückzublicken: Was hat die Umwelt vom Grünen Punkt? Mit der Verpackungsverordnung wurde hauptsächlich die Entlastung der öffentlichen Abfallentsorgung angestrebt. Das Duale System wiederum wurde von Industrie und Handel gegründet, damit diese den Müll nicht selbst verwerten müssen. Das Resümee der UmweltwissenschaftlerInnen: „Mit der Verpackungsverordnung und dem DSD können nur vergleichsweise geringe Umweltentlastungen zu hohen volkswirtschaftlichen Kosten realisiert werden.“ Das DSD trage kaum zur Verringerung der Verpackungsmenge bei, und das wilde Verpackungsgemisch in den gelben Tonnen eigne sich nur eingeschränkt für hochwertige Recyclingprodukte.
Gestern stellte das Umweltforschungsinstitut deshalb ein Gegenkonzept vor. Mit Müllvermeidung und Recycling könnte die Umwelt deutlich entlastet werden. Statt der derzeitigen Vielfalt von Kunststoffen sollten nur noch zwei Plastiksorten für Flaschen, Becher und Folien zugelassen werden. Aluminium – besonders umweltschädlich bei der Herstellung und bislang nur in geringem Umfang recycelt – müsse binnen kurzem durch andere Materialien ersetzt werden. Des weiteren spricht sich das Öko-Institut für ein Mehrweggebot für Getränkeverpackungen aus.
Das DSD wollen die WissenschaftlerInnen nicht abschaffen – dazu habe es die Volkswirtschaft bereits zuviel gekostet. Aber in seine Hände dürften nur noch solche Verpackungen gelangen, die tatsächlich verwertbar sind, was derzeit mitnichten immer der Fall ist, obwohl der Grüne Punkt dies suggeriert. Nicht verwertbare Verpackungen sollten daher mit einem Roten Punkt gekennzeichnet werden.
Die Umsetzung dieses Konzepts würde 3,6 Millionen Tonnen Verpackungsmaterial einsparen, das sind 44 Prozent der bisherigen Menge, rechnen die MitarbeiterInnen des Öko-Instituts vor. Gegenüber dem derzeitigen dualen Müllsystem würde sich der Energieverbrauch um ein Drittel senken. In die Deponien und Verbrennungsanlagen müßten 40 Prozent weniger Restabfälle, und Treibhausgase und Luftschadstoffe würden in ähnlichen Größenordnungen verringert. Dem DSD bleibt ein einziger Pluspunkt: Der Wasserverbrauch läge beim Konzept des Öko-Instituts deutlich höher. Nicola Liebert
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