Zwei jüdische Friedhöfe wurden geschändet

■ Anschläge im Saarland und in Berlin

Berlin (taz/dpa) – In Berlin und in der saarländischen Stadt Neunkirchen sind jüdische Friedhöfe geschändet worden. Wie die Polizei und die Stadtverwaltung Neunkirchens mitteilten, sind auf dem Friedhof insgesamt 28 Grabstellen beschädigt worden. Grabsteine wurden umgestoßen, zertrümmert und mit SS-Zeichen, Hakenkreuzen sowie rechtsradikalen und antisemitischen Parolen beschmiert. Ein Denkmal auf dem Friedhof wurde ebenfalls beschmiert; auf dem Weg zu dem Denkmal hatten die Täter außerdem mit Werbeprospekten ein Feuer entzündet.

In Berlin wurden zwei Grabsteine auf dem Friedhof der Israelitischen Synagogen-Gemeinde Adass Jissroel im Stadtteil Weißensee umgestürzt und beschmiert.

Bei dem Anschlag in Neunkirchen hat die Sonderkommission „Rechtsextremismus“ des Landeskriminalamts die Ermittlungen übernommen. Dort wurde gestern mitgeteilt, daß es noch keine heiße Spur von den Tätern gebe. Der Überfall auf den jüdischen Friedhof sei die erste Tat dieser Art, die in diesem Jahr im Saarland verübt worden sei.

Manfred Hörth, Beigeordneter der Stadt Neunkirchen, benannte als einen möglichen Hintergrund des Anschlags die Umbenennung des Marktes in „Synagogen Platz“. Der Rat der Stadt hatte am Mittwoch abend beschlossen den „Oberen Markt“ umzubenennen, um an die dort bis zu den Pogromen im Jahre 1938 stehende Synagoge zu erinnern.

Unterdessen ist in der brandenburgischen Stadt Lübbenau antisemitisches Propagandamaterial der verbotenen NSDAP/AO verteilt worden. In mehreren öffentlichen Briefkästen der Bundespost seien am Dienstag insgesamt 23 entsprechende Aufkleber der aus den USA operierenden Gruppe gefunden worden, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Cottbus. Es handle sich dabei um einen in Brandenburg bislang beispiellosen Vorfall. Die Aufkleber hätten die Aufschrift „Juden sind unser Unglück. Wir sind wieder da. Ausländer raus.“ getragen. kotte