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Kutips zum Wochenend'

Zeitig zu den Wahlen donnert der „Reichspolterabend“ wieder durch die Lande, die mächtigste Institution des deutschen Kabaretts neben Reich-Ranicki und dem Kanzler selbst. Am Wochenende fällt die Fünferbande in Bremen und Bremerhaven ein: Matthias Beltz, der Schweinepriester des Kabaretts; Heinrich Pachl, der Weltmeister im Armrudern und Gift- und Gallespucken, nebst den Kollegen Arnulf Rating (Berlin) sowie Achim Konejung und Horst Schroth (Kölle). Die Einheit rief diese Männer 1990 auf den Plan; seither raufen sie sich alle paar Jahre zu jeweils historischer Stunde zusammen, um den Menschen die ganze Wahrheit zu sagen oder zumindest gekonnt vorzumachen: über Gott, Lotto, den Kanzler und Welt. Samstag um 20 Uhr im Bremer „Modernes“, Sonntag um 19.30 Uhr im Stadttheater Bremerhaven (Großes Haus).

Bremische KabarettliebhaberInnen können ausnahmsweise mal zwischen zwei Veranstaltungen wählen. Ins Vegesacker KITO kommt der Berner Christian Überschall – der „älteste Nachwuchskabarettist im deutschen Sprachraum“ (so heißt es) der seinen drakonischen Programmtitel in blutroter Frakturschrift ankündigt: „Die Frau gehört vor den Pflug.“ Untertitel: „Wie werde ich Kabarettist?“ (sic!) Am Samstag um 20 Uhr im Vegesacker KITO zu erleben.

Bremen-Walle brannte am 18. und 19. August 1944. Historisch Interessierte können sich nun dokumentarische Fotos der Katastrophe ansehen – und von Walle vor dem Brand. Bis Ende Oktober sind die Bilder in der Wilhadi-Gemeinde am Stefensweg zu sehen. Mehr Informationen liefert der Diavortrag des Brandzeugen Prigge am heutigen Samstag um 14 Uhr am gleichen Ort.

An seinem vorletzten Wochenende haut das Bremer Musikfest nochmal kräftig auf die Pauke. Zwei Großveranstaltungen mit z.T. mächtig populärem Porgramm stehen an: Am Samstag bringt das Chamber Orchestra of Europe, unter Leitung von Gennadi Rozhdestvensky, u.a. Britten, Schostakowitsch und Dvorak in den großen „Glocke“-Saal (Beginn: 20 Uhr); tags darauf folgt das Experiment „Hi-Tech und Romantik“ – in der Halle 9 des heimischen Mercedes-Benz-Werks spielt das NDR-Sinfonieorchester Hamburg unter der Fuchtel von Darlo Rizzi. Und zwar: Wagner! Vom Meister des Donnerhalls gibt es die Ouvertüre zur Oper „Der Fliegende Holländer“ zu hören; außerdem erschallt Musik von Berlioz, Paganini und Bizet. Beginn ebenfalls um 20 Uhr.

Die wahrhaftigste aller Musiken aber spielt wo ganz anders. Auf dem Domshof spielt am Sonntag die wunderbare „Kelly Family“ auf, ab 14 Uhr im 90-Minuten-Takt: umsonst & draußen, eine Augen- und Ohrenweide zugleich für all jene, die – nun ja, eben die „Kelly Family“ mögen. taz

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