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Vorzeigbare Stadt

■ Auch für das Berliner Gastgewerbe ist „Tourismus und Sicherheit“ Thema

Unsere Stadt soll sicherer werden, war das Motto einer Podiumsdiskussion des Gastgewerbes Berlin-Brandenburg. Als Diskussionspartner standen den Hoteliers Experten aus dem Polizeiapparat zur Verfügung. Manuel Fernandes- Stracke, Chefredakteur der Zeitung Das Gastgewerbe, wußte richtungweisende Fortschritte im City- Bereich zu benennen: Die Hütchenspieler seien immerhin vom Ku'damm zum Alexanderplatz verdrängt worden. „Doch“, gab er zu Bedenken, „zum City-Bereich gehört auch der Bahnhof Zoo, und dort fallen die Touristen gleich in die Drogenszene rein“. Armin Jäger von der Senatsverwaltung für Inneres pflichtete ihm bei: „Wir müssen dafür sorgen, daß die Stadt vorzeigbar ist.“ Und dafür forderten die anwesenden Hoteliers in erster Linie mehr Polizeischutz auf Berlins Straßen. Dabei sei der Berliner Polizeiapparat personell ohnehin schon hochgerüstet, gab Hans-Ulrich Voß, Leiter des Berliner Landeskriminalamtes, zu bedenken. In „mehr Grün auf der Straße“ sieht er keine Lösung gegen Kleinkriminalität wie Handtaschenklau. Sicherlich, so Voß, sei auch die Klientel der Hoteliers von der allgemeinen Kriminalität betroffen, doch die Polizei sei nicht zur Prävention in den Hotelhallen da. Vorsorge müßten die Gäste in erster Linie selber leisten. Klare Worte.

Doch die anwesenden Diskussionsteilnehmer aus dem Gastgewerbe ließen sich nicht davon abbringen, daß allein nachhaltige Polizeipräsenz, staatliche oder private Schutzdienste, Berlin für ihre Gäste sicher und damit attraktiver mache. Die Frage, ob denn Berlin im Verhältnis zu anderen deutschen Großstädten das Image eines erhöhten Sicherheitsrisikos habe, überging die Diskussionsrunde geflissentlich. Das versammelten Gewerbe wollte ungestört weiter über mehr Polizei rund ums Hotel diskutieren. Nur der leitende Kriminaldirektor Hans-Ulrich Voß meinte in einem Nebensatz, Berlin stehe in puncto Sicherheit keinesfalls schlecht da.

Doch das Gastgewerbe Berlin- Brandenburg setzt offensichtlich auf den sauberen Vorgarten um das bröckelnde touristische Profil der Stadt und die sinkenden Touristenzahlen anzugehen. Wo es an kreativen Ideen für das touristische Outfit der Stadt fehlt, soll diese wenigstens nach außen glänzen. Frei von allen zwielichtigen Gestalten soll sie in ihrem Herzen und an ihren touristischen Knotenpunkten deshalb sein. Aber vielleicht wollten die Vertreter des Gastgewerbes mit dem hochgespielten Sicherheitsrisiko das fehlende Weltstadt-Niveau Berlins zumindest in diesem Punkt herbeireden. Die Podiumsdiskussion jedenfalls ließ nichts von der Weltoffenheit und Vielschichtigkeit einer Metropole erahnen. Hier wurde der eigene Vorgarten frontal verteidigt. Edith Kresta

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