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UNO-Sicherheitsrat will die Serben spalten

■ Sanktionen gegen bosnische Serben verschärft, gegen Rest-Jugoslawien gelockert

Sarajevo/Belgrad (AP) – In erhöhter Alarmbereitschaft haben die UNO-Truppen in Bosnien am Wochenende einen vom Oberbefehlshaber der bosnischen Serben, General Ratko Mladic, angedrohten Angriff erwartet. Mladic hatte nach Angaben der UNO am Samstag eine Art Ultimatum gestellt und ein Zuschlagen für einen Zeitpunkt nach 20 Uhr angekündigt. Die Lage schien sich gestern jedoch zu entspannen. Radio Sarajevo meldete sogar, die Serben hätten die Reparatur der Wasser- und Stromversorgung der Hauptstadt zugesagt. Nach Angaben der Vereinten Nationen sollte schon gestern mit der Reparatur der Leitungen begonnen werden, die die Serben vor elf Tagen gekappt hatten.

Am Freitag abend hatte der Weltsicherheitsrat die Sanktionen gegen die bosnischen Serben verschärft und zugleich das Embargo gegen das aus Serbien und Montenegro bestehende Rest-Jugoslawien für eine Zeit von zunächst 100 Tagen gelockert. Auf dem Belgrader Flughafen wurden danach Verkehrsflugzeuge für die Wiederaufnahme des Betriebes hergerichtet. Der UNO-Beschluß zur Lockerung der Sanktionen gegen Jugoslawien tritt erst in Kraft, wenn die von der UNO zur Überwachung der serbisch-bosnischen Grenze entsandten Kontrolleure bestätigen, daß Serbien den Nachschub für die Truppen der bosnischen Serben wirklich eingestellt hat. Sie sollen jetzt ihre Arbeit aufnehmen. Der jugoslawische Außenminister Vladislav Jovanovic sprach von einem psychologisch wichtigen ersten Schritt. Der jugoslawische Staatspräsident Zoran Lilic sprach von einem „Tag der Erleichterung“. Kritik hingegen kam von serbischen Nationalisten und bosnischen Serben. Der Präsident der Versammlung der bosnischen Serben in Pale, Momcilo Krajisnik, warf der Republik Serbien „billigen Verrat“ vor. Die geringen Vorteile, die sich Serbien dafür eingehandelt habe, seien mit dem katastrophalen Zerwürfnis der Serben zu teuer bezahlt.

Die vom UNO-Sicherheitsrat am Freitag abend beschlossene befristete Lockerung umfaßt die Wiederaufnahme des zivilen Flugverkehrs von und nach Belgrad sowie die Wiedereröffnung eines Hafens. Außerdem werden wieder sportliche und kulturelle Kontakte mit dem Ausland erlaubt. In weiteren Resolutionen wurde beschlossen, bosnischen Serben keine Auslandsvisa mehr auszustellen und ihre ausländischen Bankguthaben einzufrieren. Außerdem wurde die Vertreibungspolitik der bosnischen Serben verurteilt.

Unterdessen hat die kroatische Regierung erneut gedroht, das Mandat der in ihrem Land stehenden UNO-Friedenstruppe nicht zu verlängern, falls sich die Vereinten Nationen nicht dafür einsetzten, das von den kroatischen Serben beherrschte Gebiet wieder in den kroatischen Staatsverband einzugliedern. Das Parlament in Zagreb will höchstens einem noch dreimonatigen Verbleib der UNO-Truppe zustimmen. Der Weltsicherheitsrat, der sich am 30. September damit befaßt, strebt eine sechsmonatige Verlängerung an. Von einem Ende des Mandats wäre auch die gesamte UNO-Vertretung im ehemaligen Jugoslawien betroffen, deren Hauptquartier in Zagreb ist.

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