: Polizisten verprügelten Afrikaner
■ Drei Wachpolizisten nach Mißhandlung suspendiert
Die Liste mutmaßlicher ausländerfeindlicher Schläger in den Reihen der Polizei hat sich um drei Namen verlängert: Am vergangenen Sonntag sollen drei Wachpolizisten nach Angaben eines Polizeischülers einen 30jährigen Mann aus Ghana auf der Weddinger Gefangenensammelstelle in der Pankstraße mißhandelt haben. Wie ein Polizeisprecher gestern weiter mitteilte, beobachtete der Auszubildende, wie die Ordnungshüter den Afrikaner mit Faustschlägen und Tritten traktierten, nachdem sich der Mann zuvor einer Blutentnahme verweigert hatte. Nach Aussage des Polizeischülers war der Afrikaner bereits wehrlos, als die Wachpolizisten auf ihn eindroschen. Die Beschuldigten, gegen die ein Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung im Amt eingeleitet wurde, sind vom Dienst suspendiert worden. Die ermittelnde Kriminalpolizei hat ferner nach Angaben des Sprechers einen Gerichtsmediziner beauftragt, den leicht verletzten Afrikaner zu untersuchen.
Der Mann war am Sonntag vormittag wegen der Beschädigung einer Tür und Randale vor dem Haus seiner Schwester in Reinickendorf festgenommen und zur Blutentnahme in die Dienststelle gebracht worden. Als ihn dort eine Ärztin zur Ader lassen wollte, soll der Ghanaer aufgestanden sein, worauf sich die beschuldigten Wachpolizisten auf ihn gestürzt haben sollen.
Der Leiter des Lagedienstes der zuständigen Polizeidirektion 1, Bernd Miosga, wollte sich zwar zu dem schwebenden Verfahren nicht äußern, gab der taz auf Anfrage aber einen sachdienlichen Hinweis: Bei den Beschuldigten handele es sich nicht um Polizeibeamte, sondern um Angestellte mit vergleichsweise geringer polizeilicher Ausbildung. „Sie erfüllen nicht die körperlichen und geistigen Voraussetzungen, die an einen Polizeibeamten gestellt werden.“
Vor dem Hintergrund der nicht abbrechenden Kette polizeilicher Übergriffe gegen Ausländer hat unterdessen der Leiter der Arbeitsgruppe Antidiskriminierung bei der Berliner Ausländerbeauftragten Robin Schneider erneut eine Verbesserung der Aus- und Weiterbildung der Polizei angemahnt. Zugleich forderte er die Polizeiführung auf, mehr Ausländer in die eigenen Reihen aufzunehmen. Angemessen sei in Berlin eine Quote von zehn Prozent. Seine Vorschläge wollte Schneider gestern abend in einem eilig anberaumten Gespräch dem Berliner Polizeipräsidenten Hagen Saberschinsky unterbreiten. Das Gespräch dauerte bei Redaktionsschluß noch an. Frank Kempe
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