: „Undenkbar“
■ Kann es sein, daß die Heckklappe der Fähre „Estonia“ offen war?
Johan Båth ist Fahrzeuginspekteur bei der schwedischen Schiffsinspektion.
taz: Ein Besatzungsmitglied hat ausgesagt, die innere der beiden Heckklappen an Bord der „Estonia“ sei nicht vollständig geschlossen gewesen und so sei Wasser ins Autodeck geströmt. Vorher sollen schon schwedische Ingenieure undichte Bugklappen bemängelt haben. Ist das denkbar?
Johan Båth: Ich halte das für ganz unglaublich. Es gibt ein System, das dem Kapitän signalisiert, wenn die Einfahrklappen nicht geschlossen sind. Ist das der Fall, legt er gar nicht erst ab.
Kann sich die Klappe demnach unterwegs gelockert haben?
Auch dann hätte es auf der Brücke Alarm geben müssen.
Man kann aber einen Ausfall der Sicherheitssysteme nicht ausschließen?
Nein. Und ich nehme die Aussage des Besatzungsmitglieds auch durchaus ernst. Das wäre dann eine Wiederholung des Unfallhergangs des „Herald of Free Enterprise“-Unglücks 1987, auf Grund dessen ja die zusätzlichen Sicherungen an den Einfuhrklappen eingeführt worden sind.
Sind Ro-Ro-Fähren mit offenem Autodeck eigentlich von der Konstruktion her sicher?
Eine Kentersicherheit gibt es wegen des durchgängigen Autodecks bei dieser Konstruktion nicht. Andererseits entspricht dieser Fährtyp aber internationalen Vorschriften, solange die Klappen dicht sind und es auch ansonsten kein größeres Leck gibt, durch das Wasser einströmen kann. Strömt aber Wasser erst einmal ein, ist ein schnelles Kentern bei hohem Seegang kaum zu vermeiden.
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