: Uni-Protest gegen Sparvorhaben
■ Landeshochschulkonferenz: Gefahr für Forschung und Lehre
Hannover – Die sechs Universitäten in Niedersachsen befürchten angesichts der Sparvorhaben der SPD-Landesregierung dauerhafte Schäden für die Hochschulausbildung und Forschung. Besonders der Abbau von rund 1.300 Stellen für die nächsten beiden Jahre bedeute umgehend ein geringeres Lehrangebot bis hin zum Wegfall ganzer Studienfächer, noch vollere Seminare und längere Studienzeiten, sagte der Vorsitzende der Landeshochschulkonferenz, Professor Rainer Künzel, gestern in Hannover.
Die Hochschulen müßten zum einen ihre Mittel für die nächsten Jahre auf dem Stand von 1993 einfrieren und davon noch zusätzlich die Sparauflage von 131 Millionen Mark erbringen. Dies sei kurzfristig in verträglicher Weise einfach nicht zu schaffen, meinte Künzel. Die Hochschulen seien angesichts der Finanzprobleme bereit, einen Sparkurs einzuschlagen. Doch müsse dies planvoll geschehen. Nachdem jahrelang der Mut gefehlt habe, die hinlänglich bekannten Probleme der niedersächsischen Hochschullandschaft zu lösen, werde jetzt im Hauruck-Verfahren gespart. Die Universitäten könnten jetzt nur noch mit der Rasenmähermethode konzeptionslos jede freiwerdende Stelle streichen. Die Regierung sehe die Folgen offenbar nicht. dpa
Künzel forderte eine neue Hochschulstrukturkommission, wie sie bereits 1989 bereits einmal existierte. Der damalige Bericht sei leider weder von der CDU/FDP-Regierung noch von der rot-grünen Koalition umgesetzt worden. Um zu sparen, müsse etwa geprüft werden, ob wie bisher zahlreiche Studienfächer an vielen Standorten gleichzeitig existieren sollten. Jetzt jeder Hochschule zu überlassen, kurzfristig eine Sparauflage allein zu erwirtschaften, habe nichts mit Autonomie und verläßlichen Vorgaben für die Hochschulen zu tun.
Der Wissenschaftsministerin Helga Schuchardt warf Künzel vor, den Sparvorschlägen ohne vorherige Rücksprache mit den Hochschulen zugestimmt zu haben. Es sei bedauerlich, daß bei der entscheidenden Klausurtagung der Regierung nicht wenigstens noch der Staatssekretär des Ministeriums anwesend gewesen sei. „Doch wenn mehr Fachverstand versammelt ist, lassen sich solche Entscheidungen eben schwieriger herbeiführen“, meinte Künzel. Es sei auch nicht bekannt, daß sich die Ministerin gegen die Beschlüsse gewehrt hätte. Die CDU-Fraktion schloß sich der Kritik an. Sie werde in den Landtagsausschüssen auf eine angemessene Finanzierung der Hochschulen drängen, sagte der Abgeordnete Achim Block. lni am ra
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