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Frauen drohen mit Gebührenboykott

■ Prominente setzen sich für den Erhalt der SFB-Frauensendung „Zeitpunkte“ ein

Mit einem Aufruf zum Rundfunkgebührenboykott will eine Fraueninitiative der Forderung nach Erhalt der SFB-Frauensendung „Zeitpunkte“ Nachdruck verleihen. „Keine Mark für den Dudelsender SFB“, drohen sie für den Fall, daß die „Zeitpunkte“, das „Journal in Drei“ und „Klassik zum Frühstück“ der geplanten Programmreform von SFB 3 zum Opfer fallen sollten. Um zwei Mark wollen die UnterzeichnerInnen der in Berlin kursierenden Unterschriftenlisten ihre Rundfunkgebühr kürzen. Dies entspricht dem Anteil, den der SFB erhält.

Zu den Erstunterzeichnerinnen der Initiative gehören Sarah Haffner, Leonie Ossowski, Edith Clever, Helke Sander, Jutta Lampe, Steffi Spira, Anna Elmiger und Hilde Schramm. „,Zeitpunkte‘ ist die einzige Sendung des SFB, in der feministische Positionen vertreten werden“, begründet das frühere Rundfunkratmitglied Anna Elmiger ihre Unterstützung der Initiative.

Beim Rundfunkrat sind rund fünfzig Protestschreiben gegen eine mögliche Abwicklung des Frauenmagazins eingetroffen, doch bisher bestehe dort „kein Interesse, das Thema hochzuhängen“, stellt Alice Ströver fest, die für Bündnis 90/Die Grünen in dem Gremium sitzt. Sie bemängelt, daß der Rundfunkrat bislang „keine konkreten Informationen“ bekommen habe, wie die „bessere Hörbarkeit“ von SFB 3 aussehen solle.

„Es sind noch keine inhaltlichen Vorstellungen vorgelegt worden, wie das Programmschema von SFB 3 künftig aussehen soll“, bestätigt die Vorsitzende des Rundfunkrates, Marianne Brinkmeier (SPD). Der Programmausschuß, ein Untergremium des Rundfunkrates, tendiere aber dahin, daß die „Zeitpunkte“ als Sendung erhalten werden müßten. Allerdings habe es geheißen, jede Sendung müsse sich gefallen lassen, auf den Prüfstand gestellt zu werden, ob sie in dieser Form und mit diesen Inhalten noch zeitgemäß sei.

Beim SFB hält man sich in der Tat bedeckt. Zum Stand der Beratungen will sich Pressesprecher Thomas Strätling nicht äußern. „Am Dienstag nächster Woche wird sich eine Direktorenrunde mit der Frage befassen, dann wissen wir mehr.“ Auch die Höreruntersuchung zur „Akzeptanz“ von „Zeitpunkte“ sei „noch nicht komplett ausgewertet“.

Bei der taz sind in den vergangenen Wochen zahllose offene Briefe für den Erhalt des Frauenmagazins eingegangen. Zu den prominentesten Fürsprecherinnen gehören die drei SPD-Senatorinnen Christine Bergmann (Frauen), Ingrid Stahmer (Soziales) und Lore-Maria Peschel-Gutzeit (Justiz). Sie unterzeichneten das Protestschreiben der überparteilichen Fraueninitiative „Berlin – Stadt der Frauen“. Einspruch haben auch zahlreiche Frauenprojekte und Organisationen eingelegt, darunter die Landeskonferenz der Frauenbeauftragten, die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, die Charlottenburger Bürgermeisterin Monika Wissel, der Unabhängige Frauenverband, der Landesvorstand und das Frauenreferat von Bündnis 90/Die Grünen. Dorothee Winden

Unterschriftenlisten für den Gebührenboykott können unter 834 73 69 angefordert werden.

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