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S-Bahn-Täter gesucht

■ Staatsanwaltschaft ermittelt weiterhin in der Skinhead-Szene rund um Berlin

Immer noch durchforstet die Staatsanwaltschaft Neuruppin die Berliner und Brandenburger Skinhead-Szene nach den Tätern, die in der Nacht zum 17. September einen 25jährigen Ghanaer aus der S-Bahn Berlin-Oranienburg geworfen haben. Ein junger Tatverdächtiger, der am Dienstag abend festgenommen worden war, mußte freigelassen werden, weil der Asylsuchende ihn bei der Gegenüberstellung nicht eindeutig wiedererkannt hatte. Außerdem hatte er für die Tatzeit ein Alibi. Neue Verdächtige gibt es bisher nicht. „Wir ermitteln aber mit vollem Aufwand weiter in einer Szene, die dafür bekannt ist, daß sie nachts S-Bahn-Passagiere terrorisiert“, erklärte der Oberstaatsanwalt Erardo Rautenberg gegenüber der taz. Bei dieser Gruppe Jugendlicher seien „erschreckende ausländerfeindliche Tendenzen“ unübersehbar. „Potentiell ist denen so etwas durchaus zuzutrauen“, so Rautenberg.

Der 25jährige Ghanaer war auf dem Weg nach Oranienburg nach eigenen Angaben von Skinheads erst mit Messern verletzt und dann aus der S-Bahn geworfen worden. Erst am folgenden Tag fanden Bahnarbeiter den Bewußtlosen neben den Gleisen liegend. Er hatte einen Schädelbasisbruch erlitten und ein Unterschenkel mußte amputiert werden. 15 Passagiere hätten bei dem Mordanschlag zugesehen, ohne einzugreifen oder jemanden zu benachrichtigen, erklärte er später der Polizei.

Noch immer hat sich kein Tatzeuge gemeldet. Dennoch gebe es „keinen Anlaß, anzuzweifeln, daß es diese Zeugen gibt“, erklärte Rautenberg. Der 25jährige liegt im Krankenhaus. Seitdem veröffentlicht wurde, daß er sich sicher ist, den Täter wiedererkennen zu können, steht er dort unter Polizeischutz.

Seine Identität ist noch unklar, weil er in Deutschland offensichtlich mindestens drei Namen benutzt hat. Dies sei aber für einen Asylsuchenden durchaus nichts Ungewöhnliches, betonte Rautenberg, und im Zusammenhang mit den laufenden Ermittlungen „völlig uninteressant.“ jgo

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