: Mit dem Flugzeug zum Fußballspiel nach Belgrad
■ UNO-Sicherheitsrat hebt die ersten Sanktionen gegen Rest-Jugoslawien auf / Kontaktgruppe berät über Autonomiestatus für die Krajina-Serben in Kroatien
Genf (taz) – Nach zweieinhalb Jahren wird heute am Belgrader Flughafen der internationale Zivilflugverkehr wieder aufgenommen. Auch die Adriafähre vom montenegrinischen Bar nach Bari in Italien verkehrt wieder. Und neben einem Fußballspiel zwischen „Roter Stern Belgrad“ und „Manchester United“ sollen nun auch bald weitere Sport- und Kulturbegegnungen zwischen Rest-Jugoslawien-Teams und dem Ausland stattfinden. Die vom UN-Sicherheitsrat am 23. September beschlossenen Erleichterungen der Wirtschaftssanktionen traten automatisch in Kraft, nachdem UN- Generalsekretär Butros Ghali am Dienstag dem Rat offiziell einen Bericht der Jugoslawienvermittler David Owen (EU) und Thorvald Stoltenberg (UNO) über die Schließung der serbisch-bosnischen Grenze zugeleitet hatte. Die beiden Vermittler kommen dort zu dem Schluß, daß die Grenze zwischen Rest-Jugoslawien und den serbisch kontrollierten Gebieten Bosnien-Herzegowinas tatsächlich geschlossen sei.
Der Bericht wurde jedoch nicht – wie von den Kontaktgruppenstaaten USA und Deutschland verlangt – von dem schwedischen Ex- General Bo Pellnas, der die zivile Beobachtermission in Rest-Jugoslawien leitet, sondern von Owen und Stoltenberg geschrieben. Das geht aus einem Begleitschreiben Stoltenbergs hervor, das der taz vorliegt. Die ersten 20 Mitglieder der Beobachtermission waren am 18. September an die 550 km lange Grenze entsandt worden. „Bis Mitte nächster Woche“ sollen nun laut Bericht 105 der 135 geplanten Beobachter stationiert sein. Noch am Wochenende hatte US-Verteidigungsminister Perry auf Berichte verwiesen, nach denen die Grenzblockade „nicht umfassend“ sei.
Die Bosnien-Kontaktgruppe, eine Initiative der USA, Rußland, Frankreichs, Großbritanniens und Deutschlands, begann derweil am Dienstag nachmittag in Genf Beratungen über einen Gebietsaustausch zwischen Serbien und Kroatien sowie einen Autonomiestatus für die serbisch besetzte kroatische Krajina. Der Sicherheitsrat hatte dem Gremium letzte Woche auch die Suche nach einer Friedensregelung für Kroatien übertragen. Den Beratungen lag ein Vorschlag Owens zugrunde, wonach Kroatien Serbien einen Großteil der Halbinsel Prevlaka überlassen und damit einen direkten Zugang zur Adria ermöglichen soll. Im Gegenzug sollen die serbischen Besatzungstruppen einige Quadratkilometer des Hinterlands von Dubrovnik räumen. Die Serben in der Krajina sollen innerhalb Kroatiens einen ähnlichen Autonomiestatus erhalten, wie ihn die serbische Provinz Kosovo bis 1989 innehatte. Andreas Zumach
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