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Der schwarze Riese wird weiß

■ Neue Berliner Architektur: Die Investitionsbank Berlin erhält eine helle Fassade und bleibt sonst so, wie sie ist / Keine städtebauliche Innovation

Wer immer sich dem Gebäude der Investitionsbank Berlin – der früheren Wohnungsbau-Kreditanstalt – an der Bundesallee nähert, meint, augenblicklich eine Sonnenfinsternis zu erleben. Das 1974 erbaute Hochhaus mit seinen metallig-dunklen Fassadenelementen und getönten Fensterscheiben verfinstert die Umgebung sowohl mit seinen Schatten als auch durch sein Aussehen. Der schwarze Riese, wie das Gebäude genannt wurde, hüllt den Tag mit nächtlicher Atmosphäre besonders in seinem Sockelbereich ein. Unter einen weit auskragenden Parkdeck verschwindet jedes Licht für den Eingang, der gleichsam einer Höhle gleicht. Die zugige Passage mit ihren teuren Läden – zwischen der Regensburger Straße und der Bundesallee – muß ihre Schaufenster immer beleuchtet halten.

Im Zusammenhang mit dem derzeit im Bau befindlichen Erweiterungstrakt für Büros im Rücken des schwarzen Riesen ist geplant, dem Haus eine neue Fassade, einen anderen Eingang sowie eine Vergrößerung des nördlichen Flachbaus zu verpassen. Nach einem beschränkten Wettbewerb mit sieben eingeladenen Teams beschloß nun der Bauherr, den Entwurf der Berliner Architekten Marina Stankovic und Clemens Bonnen zu realisieren. Eine wahrlich zurückhaltende Entscheidung. Der zwölfgeschossige schwarze Riese erhält für seine Außenhaut helle horizontale Metallbänder. Die derzeit noch umlaufenden Fensterfronten werden an den Ecken unterbrochen, so daß der Eindruck einer geschlossenen Fassade für die drei Hochhausteile entsteht. Auch der Sockelbereich erhält von Stankovic/Bonnen feine Korrekturen. Das verdunkelnde Dach wird abgerissen, um statt seiner einen offenen direkten Eingang herauszuschälen. Schließlich ergänzen die Architekten den Turm mit zwei Anbauten: Die Nordseite erhält einen Kasinobereich mit Atrium, die Südseite stellt eine Eingangs-Brücke zum rückwärtigen Neubau dar.

Man kommt nicht umhin zu glauben, den beiden Planern sei das Haus zu massig, ja zu stark gewesen, so einfach und sparsam sind ihre Neuinterpretationen. Auch kritisierte die Wettbewerbsjury, daß der Raum für die Passage nicht wesentlich verbessert wurde. Einer dringend erforderlichen Urbanität an der zur Rennbahn aufgeweiteten Bundesallee etwa durch Läden oder Blockkanten gingen die Architekten aus dem Weg. Statt städtebaulicher Innovationen und dem Versuch, das Haus mit dem öffentlichen Raum zu versöhnen, beließen es Stankovic/Bonnen bei einem solitären Hochhaus, das nichts mehr ist als vorher, nur heller. Rolf Lautenschläger

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