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Arbeitgeber wollen 35-Std.-Woche kippen

■ DGB und Arbeitgeberverband stecken kommende Tarifrunde ab

Hamburg/Köln (AFP) – Im Vorfeld der kommenden Tarifrunde haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer ihre Forderungen für 1995 konkretisiert. Nach Angaben der Welt am Sonntag fordern die Metall-Unternehmer von der Industriegewerkschaft Metall, die bereits vereinbarte 35-Stunden- Woche wieder zurückzunehmen. Die letzte Stufe der Arbeitszeitverkürzung von 36 auf 35 Stunden sollte am 1. Oktober 1995 in Kraft treten. Die Arbeitgeber wollen diesen Termin jetzt zumindest verschieben.

Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Dieter Schulte, sagte, die Arbeitnehmer wollten in der kommenden Tarifrunde auf jeden Fall höhere Lohnabschlüsse als 1994 durchsetzen. Allerdings seien die Gewerkschaften zu Lohnmäßigung bereit, wenn Arbeitsplätze verbindlich gesichert würden. Politiker von Union und FDP plädierten unterdessen für einen Umbau des Tarifsystems.

Die Metall-Arbeitgeber wollen angeblich auch niedrigere Einstiegstarife für Arbeitslose verlangen. Ein entsprechendes „Kombi- Modell“ sehe vor, daß der Tariflohn gekürzt und ein Zuschuß von der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit (BfA) gezahlt werde. Ziel der Maßnahme sei es, daß Betriebe bei der Einstellung von Arbeitslosen etwa 30 Prozent sparen. Diese Arbeitnehmer sollten Lohneinbußen von etwa zehn Prozent hinnehmen. Die Differenz müßte die BfA aufwenden. Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Hans-Joachim Gottschol, will die Forderungen der Unternehmer heute vorstellen, berichtete die Zeitung. Das Fünf-Punkte-Programm der Arbeitgeber enthalte aber keine konkreten Zahlen etwa für die Lohnentwicklung. Der Vorstand der IG Metall will morgen über Lohnforderungen beraten. Der Tarifvertrag in der Metallindustrie läuft am 31. Dezember aus. Die Metallbranche eröffnet damit die neue Tarifrunde.

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