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Keine Klarheiten

■ Im Kaindl-Prozeß werden die Aussagen undurchsichtiger

Im Prozeß um den Mord an dem Rechtsradikalen Gerhard Kaindl vor dem Berliner Landgericht gerät auch die Aussage des zweiten Hauptzeugen Bazdin Y. immer stärker ins Wanken.

Sein Geständnis hatte Anhaltspunkte dafür geliefert, daß die Angeklagten den Schriftführer der „Deutschen Liga für Volk und Heimat“ am 4. April 1992 nach einem gemeinsamen Plan ermordet hatten. Mit „kann sein“ oder „weiß ich nicht“, antwortete Bazdin Y. gestern vor Gericht auf fast alle, auch auf widersprüchliche Zitate aus den Protokollen des Staatsschutzes. In diesen hatte er vor allem Mitglieder der Gruppe „Antifasist Genclik“ schwer belastet, die am Mord beteiligt gewesen sein sollen.

Bevor er ausgesagt habe, hätten ihm die Staatsschützer die Tatnacht geschildert, erklärte Bazdin Y. gestern. Dann hätten sie ihm Details aus dem Privatleben der „Antifasist Genclik“-Aktivisten erzählt. Mehmet R. sei als „Penner“ dargestellt worden, als Antifa-Anführer ohne Arbeit, der in der Türkei schon politische Probleme gehabt hätte. „Mir wurde praktisch gesagt, daß er vielleicht vor Gericht alles umdreht, wenn ich keine Aussage mache und daß ich dann für die in den Knast gehen würde.“ Erst nachdem man ihm auch das Geständnis seines Freundes Erkan S. vorgelesen habe, sei er vernommen worden.

Seit der Tat hätte er aber viel vergessen. „Ich hab nur mit Ja oder Nein geantwortet“, erklärte Bazdin Y. Einen Anwalt habe er erst nach der dritten Vernehmung zu Gesicht bekommen. Jeannette Goddar

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