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Aids vom Organspender

■ Hochschulärzte haben die Leiche eines HIV-Infizierten ausgeschlachtet

Hannover (taz) – Drei Menschen sind an Aids gestorben, vier weitere erkrankt, weil in der Medizinischen Hochschule Hannover Organe eines Drogentoten transplantiert wurden. Schuld ist niemand. Es handle sich „um ein schicksalhaftes Ereignis“, sagten gestern die verantwortlichen Ärzte. Eine Erklärung schien ihnen nötig, weil das Bundesgesundheitsamt auf die Gefahr hingewiesen hatte.

Die Drogensucht des Organspenders war sehr wohl bekannt. Er war im November 1984 an einer Überdosis eines nicht näher bezeichneten Giftes verstorben. Danach diente die Leiche als „Ersatzteillager“. Über Aids-Gefahren im Zusammenhang mit Drogenopfern sei damals „lediglich in den USA intensiver debattiert worden“, rechtfertigen sich die Mediziner. Sie haben insgesamt 14 Patienten Organe des Drogentoten implantiert. Die beiden Nieren zum Beispiel gingen in das „außereuropäische Ausland“ – die Firma „Eurotransplant“ hatte sich geweigert, sie zu vertreiben. Einer der Nierenempfänger ist an Aids gestorben, der zweite erkrankt. In Hannover selbst sind zwölf Patienten Knochen des Drogentoten eingepflanzt worden, fünf erkrankten später an Aids. Bei einem endete die Krankheit selbst tödlich, ein weiterer beging Selbstmord.

Andere sind offenbar HIV-negativ – soweit bekannt. Seit Februar suchen die Mediziner nach den Daten der Empfängerpatienten. In aller Stille, was nun die lange Dauer der Nachforschungen erklären soll. Sie selbst hätten nämlich in Eigenarbeit „viele alte Krankenakten durchforsten müssen“, klagen die Doktoren.

Zwei ihrer Patienten haben sie trotzdem nicht finden können. Eile wäre vor allem für sie geboten: In Unkenntnis der HIV-Infektion könnten sie den Erreger weitertragen. Immerhin raten die Hochschulmediziner jetzt allen Patienten, denen zwischen 1980 und und September 1985 Knochen implantiert worden sind, sich auf HIV testen zu lassen. Jürgen Voges

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