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„Wie langweilig, daß alles beim alten bleibt“

■ Weder Jubel noch Ernüchterung bei der GAL: Grüner Bundestags-Einzug erwartet

„Es bleibt spannend“, lautet Krista Sagers Reaktion auf die erste Wahlprognose des ZDF, 18 Uhr. 49 Prozent für die Koalition zu 47,5 Prozent für die drei im Bundestag vertretenen Oppositionsparteien versprechen einen spannenden Wahlabend. Enttäuschung vor allem über den klaren Sprung der FDP über die Fünf-Prozent-Hürde, doch erwartet hat den „Wechsel“ im Schmidts Tivoli, wo die Wahlparty der Hamburger GAL stattfindet, offensichtlich niemand: kein Jubel, keine Ernüchterung. Und als sich die Prognosen zur ersten Hochrechnung verdichten, ist die Luft im Tivoli schnell raus. „Wie langweilig, daß alles beim alten bleibt“, bringt Krista Sager die Stimmung zuerst auf den Punkt.

Grund zum Gratulieren gibt es trotzdem. Kristin Heyne, Hamburger Spitzenkandidatin, hat durch die Rückkehr der Westgrünen in den Bundestag den Sprung nach Bonn geschafft. Für Amke Dietert-Scheuer hingegen, auf Platz 2 der Hamburger Landesliste, blieb es bis Redaktionsschluß spannend, obwohl ihre Chancen sich verbesserten: 11,7 Prozent lautet das erste Ergebnis, das der Hamburger Landeswahlleiter für die GAL bekannt gibt, später wird auf 12,5 Prozent hochkorrigiert. Daß die Grünen wieder im Bundestag sind, kann Dietert-Scheuer kaum begeistern: „Damit habe ich fest gerechnet.“ Vielmehr ärgert sie, „daß diese Schweinebande weitere vier Jahre an der Macht bleibt.“

Freude taucht beim Blick auf den Bildschirnm nur noch zweimal auf: Als das ZDF die FDP erstmals unter sieben Prozent sieht und als die Grünen im Saarland Punkt 19 Uhr von vier Prozent (1. Hochrechnung) auf 4,9 klettern. Frenetischer Jubel sogar, als bekannt wird, daß die PDS mindestens drei Direktmandate errungen hat und somit sicher im Bundestag ist. Ansonsten geht man an den Tischen im Tivoli schnell zur Tagesordnung, d.h. zu anderen Themen über. Ein bißchen Wehmut legt sich trotzdem über den Saal: Wär' doch so schön gewesen, wenn alles ganz anders gekommen wäre als erwartet. M. Carini

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