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Für 230 Mark unter Wasser hin und zurück

■ In vier Wochen fahren die ersten zahlenden Passagiere durch den Kanaltunnel

Berlin (taz) – Die Königin und etliche Regierungschefs gingen im Sommer voran, in vier Wochen dürfen bald auch die ersten zahlenden Gäste durch den Eurotunnel fahren. Zweimal täglich sollen ab 14. November sogenannte „Eurostar“-Züge zwischen London und Paris und London und Brüssel verkehren. Der Fahrplan genügt dem diplomatischen Protokoll: Die britische, französische und belgische Eisenbahngesellschaft haben zusammen die jeweils 400 Meter langen Personenzüge konstruiert und gebaut. Ein Exemplar kostet 24 Millionen Mark. Ab Neujahr wird die Tunnelbahn dann endlich im Stundentakt verkehren. Drei Stunden dauert die Fahrt, wenn alles gutgeht. 95 Pfund soll die Rückfahrkarte kosten, das sind etwa 230 Mark. Dieser Preis sei „konkurrenzfähig“ mit dem Flugverkehr, sagt der „European Passenger Service“.

Nur ist Fliegen wahrscheinlich schöner. Die Kanaltunnelgesellschaft ist bisher nicht glücklich geworden mit ihrem Jahrhundertbauwerk. Salzwasser tropft zwar nicht mehr durch die Betonwände. Dafür klafft jetzt eine ziemlich häßliche Lücke in der Kasse der Aktiengesellschaft. Sie wollte zum Jahresende 135 Millionen Pfund eingenommen haben. Jetzt werden es nur 33,75 Millionen. Schuld daran seien „langwierige Sicherheitsprüfungen und Schwierigkeiten bei der Lieferung der Spezialzüge, meint Chunnel-Chef Alastair Morton. Die Verzögerungen seien „frustrierend“, die ersten neun Monate des Tunnels „sehr schwierig“ gewesen.

Alastair hat letzte Woche seinen Unterchef für den Frachtverkehr, Christian Zbylut, auf Werbetour geschickt. Lastwagenfahrer könnten seit drei Monaten den Tunnel benutzen, sie tun es aber kaum. In der „besten Woche“, sagt Zbylut, rollten unter Wasser gerade fünf Prozent der gesamten Tonnage, die zwischen Großbritannien und dem Kontinent unterwegs war. Die meisten Lkw-Fahrer finden die Seefahrt unterhaltsamer, die Fuhrunternehmer das Verladen auf die Kanalfähren billiger. Belgische Spediteure beklagen zudem den langen Anfahrtsweg nach Calais. nh

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