Grünes Pflänzchen wird zum Baum

■ Statt sieben ostdeutschen Bündnis-Abgeordneten sind zukünftig 49 Bündnisgrüne im Bundestag, davon nur fünf Ossis

„Vor vier Jahren“, so Heidi Rühle, Bundesgeschäftsführerin der Bündnisgrünen, „haben wir an dieser Stelle versprochen, wir kommen zurück. Dieses Versprechen haben wir gehalten.“ Tatsächlich waren die Bündnisgrünen zumindest nach der Fusion von Bündnis 90 und Grünen auch in der vergangenen Legislaturperiode präsent, doch für viele Westgrüne ist die Partei erst jetzt wieder „richtig dabei“.

Parteisprecher Ludger Volmer drückte sich etwas diplomatischer aus und sprach davon, daß die Partei endlich wieder in Fraktionsstärke im Bundestag ist und sich damit nun wieder ganz andere Arbeitsmöglichkeiten eröffnen. Damit einher geht allerdings eine dramatische Umschichtung von Ost nach West. Statt der bislang sieben Bündnis-Leute sind jetzt von insgesamt 49 AbgeordnetInnen ganze fünf aus dem Osten. „Wir müssen aufpassen“, weiß Joschka Fischer denn auch, „daß die jetzt nicht unter die Räder kommen.“

Eine erste Probe auf die neue Zusammenarbeit wird es bereits heute bei der konstituierenden Sitzung der neuen Fraktion geben. Der bisherige parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion, Werner Schulz, Spitzenkandidat aus Sachsen, möchte das auch zukünftig bleiben. Er wird wahrscheinlich gegen die Spitzenkandidatin aus NRW, Christa Nickels, kandidieren. Als Fraktionsvorsitzender ist Joschka Fischer unumstritten. Die Debatte um Promi- Kult und wie er zu verhindern sei, ist bei den Grünen, so wird nun versichert, vorbei. Die Führungsfrage ist unstrittig, sagt auch Ludger Volmer, der als Abgeordneter von seinem Sprecherposten zurücktritt, aber wohl nicht für den Fraktionsvorsitz kandidieren wird.

Ein weiterer möglicher Konflikt entstand durch das schlechte Abschneiden der Bündnisgrünen in Brandenburg erst gar nicht. Vor den Wahlen gab es für den Posten des Bundestagsvizepräsidenten noch zwei potentielle Kandidatinnen: Marianne Birthler und Antje Vollmer. Marianne Birthler hat den Sprung in den Bundestag nicht geschafft und wird nun wohl gefragt werden, ob sie Sprecherin der Partei im Bundesvorstand bleiben will. Für diesen Posten ist außerdem als Nachfolger von Ludger Volmer der niedersächsische Ex- Minister Jürgen Trittin vorgesehen. Jürgen Gottschlich, Bonn