: Happy-End auf rosa Wolken
■ Das „1. schwul-lesbische Filmfest Bremen“ naht: 16 alte & neue Filme mal ohne täppische Tunten und herrische Lesben
Ein Wunder! „Niemand muß am Ende sterben, niemand bringt sich um, niemand kehrt zum Ehemann zurück oder wird verrückt!“ So preist die Kritik „Claire Of The Moon“, ein Lesben-Melodram jüngeren Datums. Denn während in 99 Prozent aller Hollywoodfilme, in denen Lesben eine größere Rolle spielen, die unerhörte sittliche Verfehlung der Frauen tunlichst bestraft werden muß, gibt's hier mal ein „Happy End“, das seinen Namen verdient. Diese Rarität muß gefeiert werden: „Claire Of The Moon“ soll einer der Höhepunkte auf dem „Ersten lesbisch schwulen Filmfest Bremen“ werden, das ab morgen 16 Filme über Liebe, Lust und Leid versammelt.
„Eine Soap-Opera für Lesben“, schwärmt Katrin Goralczyk, „sowas gab's noch nie.“ Gerade die selbstverständliche Weise, in der „Claire“ mit lesbischer Liebe umgeht, hat ihr gut ins Programm gepaßt. Zusammen mit Florian Rohwetter hat sie vor allem nach Filmen gesucht, in denen Schwule und Lesben nicht gleich „als Problemfall dargestellt sind“ – wie in vielen handelsüblichen Filmen.
Lustvoll soll's zugehen – bei „Claire“, der als deutsche Erstaufführung läuft; bei „Nitrate Kisses“, einer lockeren, dennoch tiefgehenden Dokumentation über ältere lesbische Paare; bei „No Skin Of My Ass“, in dem Regisseur Buce La Bruce die Schwulen- und Lesben-Klischees Kapriolen schlagen läßt. Gänzlich unpolitisch soll das Festival deswegen nicht gleich werden. In „Darker Side Of Black“ wird die Schwulenhetze in der neuen Rap- und Reggaemusik dokumentiert; mit der neuen schwulen Lust auf den strammen Lederlook der Skinhead-Szene setzt sich Jürgen Brüning in seinem Video "Er hat –ne Glatze und ist Rassist; er ist schwul und ein Faschist“ auseinander.
Filmfestivals dieser Sorte sind nun freilich keine Seltenheit mehr in deutschen Groß- und Mittelstädten.In Bremen gab das „Herbsterwachen“, das kommende Treffen der schwulen und lesbischen Jugend Europas, den Anlaß für das erste Filmfest. Ungelöst ist auch hier das Problem, „ob man mit solchen Sondervorführungen nicht schon wieder Ausgrenzung betriebt“, wie Christine Rüffert vom Kino 46 als Mitorganisatorin fragt. Aber: Ohne solche „Events“, sagt Goralczyk, gingen die meisten solcher Filme im normalen Filmprogramm der Kinos unter. tom
Vom 20. bis 30. Oktober, im „Cinema“ (Ostertorsteinweg 105) und „Kino 46“ (Waller Heerstraße 46)
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