■ Eishockey
: Europäische Eiszeit

Berlin (taz) – Spätestens am letzten Samstag hat auch das letzte Rauhbein der nordamerikanischen Eishockeyliga begriffen, daß etwas faul ist in der NHL. Da blieb nämlich zum ersten Mal der Gehaltsscheck aus. Der Saisonbeginn ist auf unbestimmte Zeit verschoben, eine Einigung zwischen Spielern und Klubbesitzern über einen neuen kollektiven Arbeitsvertrag ist in weite Ferne gerückt. Keine Spiele, kein Training, kein Geld – was tut ein Eishockeyprofi in einer solchen Situation? Er zieht aus und sucht neue Betätigungsfelder.

„In dieser Phase meiner Karriere muß ich einfach spielen“, sagt der 34jährige Jari Kurri von den Los Angeles Kings, „ich brauche Eiszeit. So einfach ist das.“ Schon am Wochenende will Kurri für seinen alten Klub Jokerit Helsinki dem Puck nachjagen, an seiner Seite keinen Geringeren als Teemu Selanne, den jugendlichen Torjäger der Winnipeg Jets. „Es ist lustig, wie beide im selben Team“, sagt Kurri, „ich war da seit 15 Jahren nicht mehr. Die ganze Stadt ist wegen uns aus dem Häuschen.“

Seine gewohnt unrühmliche Rolle spielt auch in dieser Angelegenheit der Internationale Eishockeyverband (IIHF). „Wir lassen sie nicht spielen“, sagt Präsident René Fasel, „wir haben einen Vertrag mit der NHL, und wir werden uns dementsprechend verhalten.“ Uns egal, kontern der schwedische und der finnische Verband, dessen Präsident Kai Hietarinta meinte: „Wir begrüßen unsere Spieler mit offenen Armen.“ Die Bosse der NHL- Klubs haben gar nichts dagegen, daß ihre ausgesperrten Cracks ein wenig Spielpraxis sammeln. Die Spieler hätten ein legitimes Recht, während des Arbeitskampfes anderswo zu spielen, betont George McPhee, Vizepräsident der Vancouver Canucks, und Selannes Chef bei den Jets, Barry Shenkarow, stellt klar: „Die Spieler haben einen Vertrag mit uns und nicht mit der NHL oder der IIHF.“

Während amerikanische Spieler eher in der International Hockey League (IHL) anheuern wollen, zieht es die Europäer in die Heimat. Peter Forsberg (Quebec), Mats Sundin (Toronto) oder Johan Garpenlov (San José) werden alsbald über schwedisches Eis düsen, Ottawas Alexej Jaschin möchte nach Rußland, nur Pavel Bure zieht es nicht zurück zu seinen Wurzeln. Vancouvers Topscorer soll Angebote aus der Schweiz und, siehe da, aus Deutschland in Erwägung ziehen.Matti