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Angola erhofft Frieden

Ein neues Abkommen zwischen Regierung und Unita soll den Krieg definitiv beenden  ■ Aus Johannesburg Willi Germund

Weder von Scharmützeln am Verhandlungstisch noch auf dem Schlachtfeld ließ sich Alioune Blondin Beye beirren, der Sonderbotschafter der Vereinten Nationen für Angola. Nun scheint der westafrikanische Diplomat sein Ziel erreicht zu haben. „Wir werden innerhalb weniger Tage Frieden haben“, erklärte Beye am Montag.

In der kommenden Woche soll die Vereinbarung zwischen der angolanischen Regierung und der Rebellenorganisation Unita paraphiert werden. Anschließend sollen die Militärs beider Seiten die Einzelheiten eines Waffenstillstandes beraten. Zwischen dem 10. und 15. November werden dann Angolas Präsident Eduardo dos Santos und Unita-Führer Jonas Savimbi die endgültige Vereinbarung in Lusaka unterschreiben. Binnen 48 Stunden nach dieser Zeremonie schließlich sollen nach fast zwanzig Jahren Krieg die Waffen schweigen, diesmal endgültig.

Just zu dem Zeitpunkt, da sich mit Mosambik eine andere ehemalige portugiesische Kolonie anschickt, per Wahlen einen Bürgerkrieg zu beenden, gibt es damit auch in Angola wieder Hoffnung. Rund 500.000 Menschen fielen dem Konflikt zum Opfer. Seit Unita nach der Niederlage bei den Wahlen im Herbst 1992 den Bürgerkrieg neu entfachte, starben nach UN-Schätzungen über 100.000 Menschen.

Friedensvereinbarungen gab es zwischen den streitenden Parteien seit Ende des Kalten Kriegs bereits mehrfach. Beye versucht, Skeptiker zu beruhigen: „Diese Vereinbarung ist besser, es gibt weniger Schlupflöcher.“ Schon die Vereinbarung von Bicesse, die den Angolanern von 1991 bis 1992 eine Atempause vom Bürgerkrieg brachte, umfaßte 1.500 Seiten.

Diesmal gingen die beiden Seiten noch weiter und vereinbarten auch die kleinsten Details. Unita darf die Verwalter von 75 Städten und 30 Gemeindeverwaltungen stellen. Außerdem werden die Rebellen in Zukunft die Botschafter in Polen, Kap Verde, Mexiko, Indien, Kanada und bei der Unesco entsenden. Das Tourismus-, Handels-, Bergbau- und Gesundheitsministerium wird laut der Lusaka- Vereinbarung von Unita verwaltet werden. Sie werden außerdem sieben Vizeminister – darunter einen im Verteidigungsministerium stellen.

Ein strittiger Punkt freilich ist noch offen. Angolas Staatspräsident Eduardo dos Santos und Unita-Chef Jonas Savimbi, der seit Monaten nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen wurde, müssen sich bei einem persönlichen Gespräch über die zukünftige Rolle des Rebellenführers einigen. Bisher beharrte Savimbi auf der Position des Vizepräsidenten. Vorläufig bleibt unklar, ob er diese Position immer noch verlangt.

Beobachter fürchten, daß zwischen der Paraphierung und der endgültigen Unterzeichnung neue Schwierigkeiten auftauchen können. Jahrzehntelang gewachsenes Mißtrauen muß überwunden werden. Ob sich die Rebellen entwaffnen lassen, sehen angolanische Militärkreise skeptisch. Sie betrachten die Übereinkunft als politische Vereinbarung, die militärischen Fragen müßten zusätzlich noch geklärt werden.

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